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Artenvielfalt: Verschollene Vögel in »verlorener Welt« aufgespürt

Die Insel Bougaineville im Südpazifik liegt fernab üblicher Reiserouten und war lange unzugänglich. Expeditionen dahin lohnen daher, wie sich zeigte.
Ein Eisvogel mit rostbrauner Brust und Kopf und blauen Flügeln sitzt auf einem Farnwedel. Er hat einen lachsroten Schnabel, ein dunkles Auge und je einen blauen Streifen hinter dem Auge und unterhalb des Schnabels in Richtung Nacken.
Der Bartliest, ein Verwandter unseres Eisvogels, lebt auch auf der Insel Bougainville, wo er schwer aufzuspüren ist.

Bougaineville sicherlich zu den schwierigsten Reisezielen der Erde, und nur wenige wissenschaftliche Expeditionen haben sich auf diese Insel südöstlich von Neuguinea gewagt: Sie ist nur umständlich zu erreichen, wurde Ende des letzten Jahrhunderts von einem blutigen Bürgerkrieg überzogen und verfügt bis heute nur über eine rudimentäre Infrastruktur. Die Artenvielfalt der gebirgigen Insel ist daher kaum erforscht – und weist einige Spezies auf, die seit längerer Zeit nicht mehr gesichert nachgewiesen werden konnten. Einer Gruppe von Vogelbeobachtern um Joshua Bergmark und Julien Mazenauer vom Touranbieter Ornis Birding Expeditions gelang es im September 2024 jedoch, gleich zwei verschollene Vogelarten wieder aufzuspüren und zum Teil erstmals lebend zu fotografieren.

Mit Hilfe des lokalen Guides Steven Tamiung erhielt die Gruppe die Erlaubnis der Besitzer, einige Waldstücke zu besuchen, in denen sie vor allem den Bartliest (Actenoides bougainvillei) finden wollte. Dieser Verwandte des Eisvogels wurde 1904 entdeckt und beschrieben, aber seither hatte man außer einem toten Exemplar und einigen Meldungen, dass der Vogel gehört worden sei, keinen weiteren Nachweis mehr erhalten. Doch die ersten Tage der Suche gestalteten sich äußerst zäh: Viele Waldstücke waren leergejagt, und nur wenige Menschen kannten überhaupt den Bartliest und anderes gesuchte Arten wie dien Boubaineville-Buschsänger (Cincloramphus llaneae) oder die Bougainville-Erddrossel (Zoothera atrigena), die beide seit 2004 als vermisst galten.

Das Glück wendete sich erst, als ein weiterer Landbesitzer dem Team erlaubte, einen bewaldeten Bergrücken aufzusuchen. Dort sei längere Zeit nicht mehr gejagt worden, was sich durch zahlreiche Papageien, Tauben und andere Vögel bemerkbar machte. Dort entdeckte die Gruppe schließlich als Erstes den Bartliest, der in unmittelbarer Nähe der Beobachteter landete und eindeutige Bestimmung zuließ.

Bougainville-Buschsänger | Das letzte Mal wurde diese Art kurz nach der Jahrtausendwende beachtet – bis eine Vogelbeobachtungstour einen entlegenen Berggrat aufsuchte und den Buschsänger aufspürte.

Als Nächstes widmete sich die Suche dem Buschsänger und der Erddrossel: Beides Arten, die ein sehr verstecktes Leben führen. Wie Bergmark für die Initiative »Search for Lost Birds« berichtete, lief er im Unterholz umher, als er einen Vogel mit einem trillernden Lied aufschreckte. Zuerst ordnete er den Gesang einer weiteren Drosselart namens Turdus bougainvillei zu. Doch als er den Gesang aufgezeichnet und wieder abgespielt hatte, hüpfte ihm plötzlich und völlig unerwartet der Buschsänger vor die Füße. Mit Hilfe der Aufnahmen konnte der Vogel auch für die restlichen Expeditionsteilnehmer angelockt und später fotografiert werden: erstmals in freier Natur.

Nun blieb nur noch die Erddrossel übrig, die sich jedoch als schwierigstes Unterfangen erwies. Erst am letzten Abend hörte Mazenauer einen charakteristischen Gesang, der an verwandte Arten erinnerte. Trotz intensiver Suche am Abend und am nächsten Morgen gelang es dem Team jedoch nicht, hier ebenfalls ein Belegfoto zu bekommen. Dennoch sind sich die Ornithologen relativ sicher, dass es sich um die gesuchte Art handeln musste. Immerhin existieren jetzt ebenfalls Tonaufnahmen, so dass nachfolgende Expeditionen noch mehr Glück haben. Dennoch können Ornithologen nun mindestens zwei weitere Arten von der Liste der verschollenen Vögel streichen.

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