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Erdnahe Asteroiden: Asteroid 2005 YU55 im Vorbeiflug

Asteroid 2005 YU55 im Radarbild
Asteroid 2005 YU55 im Radarbild | Dieses Radarbild des 400 Meter großen Himmelskörpers 2005 YU55 wurde mit der 70-Meter-Antenne der NASA in Goldstone im US-Bundesstaat Kalifornien am 7. November 2011 um 20:45 Uhr MEZ aufgenommen. Der Asteroid befand sich zu diesem Zeitpunkt 1,4 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
In der Nacht vom 8. auf den 9. November befindet sich der Kleinplanet 2005 YU55 für kurze Zeit näher an der Erde als unser Mond. Die elliptische Sonnenumlaufbahn ist für die dichte Annäherung des Asteroiden verantwortlich, bis auf das 0,85-Fache der Mondentfernung kommt er heran, also auf rund 325 000 Kilometer. In astronomischen Maßstäben gerechnet ist dies recht nah. Doch im Vergleich zur knapp 13 000 Kilometer großen Erde zieht der 400 Meter große Himmelskörper in sicherem Abstand vorbei. Da die Bahn des Kleinplaneten zudem gut bekannt ist, kann auch für die Zukunft ein Zusammenstoß mit der Erde ausgeschlossen werden.

Für Astronomen ergeben sich interessante Beobachtungsmöglichkeiten, denn nur selten zieht ein Asteroid dieser Größe so nah an unserem Planeten vorbei, erst recht nicht mit einer Vorankündigung wie dieses Mal. Auch Hobbyastronomen können mit dem eigenen Teleskop den Leuchtpunkt sehen, der innerhalb einiger Stunden quer über den Sternenhimmel zieht.

Am dichtesten kommt 2005 YU55 der Erde in der europäischen Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 0:28 Uhr MEZ. Seine scheinbare Helligkeit erreicht dabei 11,1 mag. Das ist zu lichtschwach, um den Punkt mit bloßem Auge zu sehen; ein Teleskop von mindestens sechs Zoll Öffnung (15-Zentimeter) ist erforderlicht, um den Asteroid zu erkennen und seine Bahn zu verfolgen. In den Stunden vor der größten Annäherung befindet er sich im Sternbild Adler. Da sich 2005 YU55 von der Sonne wegbewegt, zieht er von West nach Ost über das Firmament.

Die beste Beobachtung in unseren Breiten ergibt sich in der darauffolgenden Nacht vom 9. auf den 10. November. Nach Sonnenuntergang befindet sich der Kleinplanet im Sternbild Fische über dem östlichen Horizont, nur etwa 13 Grad westlich des fast vollen Mondes, dessen Licht die Beobachtung etwas stört. Im Laufe der Nacht rückt der Asteroid am Firmament noch etwa 3 Grad näher an den Erdtrabanten heran. Kurz vor seinem Untergang gegen 6:30 Uhr MEZ am Morgen des 10. November bildet 2005 YU55 mit dem Mond und dem etwas unterhalb stehenden Jupiter ein etwa gleichseitiges Dreieck.

Die Bahn von 2005 YU55 | Der Asteroid 2005 YU55 durchläuft eine stark elliptische Bahn durch das Sonnensystem, wobei er die Erd- und die Venusbahn kreuzt und sich der Marsbahn dicht annähert. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er 446 Tage oder 1,22 Jahre.
Die Bahnebene des Asteroiden ist nur um ein halbes Grad gegen die Erdbahn, die Ekliptik, geneigt. Sie verläuft exzentrisch (e = 0,43) und mit einer Umlaufdauer von 1,22 Jahren (446 Tage) um die Sonne. Der Brocken 2005 YU55 selbst ist ungewöhnlich rund und hat einen Durchmesser von etwa 400 Metern. Er rotiert um seine eigene Achse, mit 18 Stunden pro Umdrehung jedoch vergleichsweise langsam. Frühere spektroskopische Untersuchungen ergaben, dass es sich nicht um einen Gesteins- sondern vielmehr um einen kohlenstoffhaltigen Körper und somit einen C-Typ-Asteroiden handelt. 2005 YU55 zählt also zu den urtümlichen Himmelskörpern, die schon zu Beginn der Planetenentstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren ihre jetzige Zusammensetzung erhielten.

Wissenschaflter nutzen die derzeitige Annäherung des Asteroiden, um ihn noch genauer als bisher mit Radarwellen zu vermessen. Das reflektierte Echo von Radarpulsen gibt dabei Auskunft über Form und Oberfläche des Körpers. Eine solche Messung funktioniert dabei umso besser, je geringer die Distanz ist. Das Goldstone Observatory in Kalifornien hat auf diese Art bereits letztes Jahr 2005 YU55 vermessen und Daten geliefert, die zur besseren Kenntnis des Bahnverlaufs des Kleinplaneten führten. In diesen Tagen sendet Goldstone wieder Radarwellen aus, zusätzlich zu den dortigen Empfängern wird ein ganzer Antennenbund das zurückgeworfene Echo registrieren, darunter auch das Arecibo Observatory in Puerto Rico. So soll die Oberfläche von 2005 YU55 mit einer Auflösung von 3,75 Metern pro Pixel abgebildet werden.

Bahn von 2005 YU55 im November 2011 | Annähernd eine gerade Linie durchläuft der Asteroid 2005 YU55 bei seiner Passage des Erde-Mond-Systems am 8. November 2011. Der 400 Meter große Himmelskörper wird sich dabei der Erde auf eine Minimaldistanz von 325 000 Kilometer nähern.
Auch das europäische Weltraumteleskop Herschel wird sich des Asteroiden annehmen und ihn im fernen Infraroten beobachten. Da sich 2005 YU55 sehr rasch über den Himmel bewegt, musste extra eine spezielle Steuersoftware für Herschel geschrieben werden, damit das Weltraumteleskop dem Asteroiden überhaupt folgen kann. Herschel befindet sich auf dem Lagrange-Punkt L2, rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. 2005 YU55 wird sich Herschel auf rund 800 000 Kilometer annähern, bis er wieder in den Weiten des Sonnensystems entschwindet. Mit den Messungen erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse über die Oberflächentemperatur und die chemische Zusammensetzung des kleinen Himmelskörpers.

Ephemeride des Jet Propulsion Laboratory der NASA | Diese geozentrische Ephemeride wurde am 7. November 2011 mit der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory berechnet.
Die jetzige Annäherung von 2005 YU55 ist ein seltenes Ereignis. Zuletzt waren vergleichbar große Objekte der Asteroid 2010 XC15, der im Jahr 1976 auf die halbe Monddistanz heranrückte und 2001 WN5, der sich 2001 auf 65 Prozent des Mondabstandes näherte. 2005 YU55 selbst ist der Erde in den letzten 200 Jahren nicht mehr so nahe gekommen wie jetzt. Erst am 26. Juni 2028 wird sich mit dem Kleinplaneten (153814) 2001 WN5 wieder ein vergleichbar großer Himmelskörper bis auf 250 000 Kilometer der Erde nähern.

2005 YU55 steht noch eine weitere dichte Planetenpassage bevor, denn am 19. Juni 2029 nähert er sich unserem inneren Nachbarplaneten Venus bis auf nur 280 000 Kilometer an, wodurch sein ursprünglichr Kurs stark verändert wird. Allerdings geben die Planetenforscher Entwarnung, auch auf der neuen Bahn wird der kleine Himmelskörper in absehbarer Zeit nicht mit der Erde kollidieren.

Laura Hennemann

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