Beobachtungstipp: Asteroid (433) Eros in Erdnähe
Der kleine Himmelskörper (433) Eros ist ein Asteroid des Amor-Typs, seine Bahn verläuft teilweise innerhalb der Marsbahn und nähert sich der Erdbahn recht nahe an. In diesem Jahr ist seine Annäherung besonders eng, so dass es schon mit kleinen Fernrohren möglich ist, Eros direkt zu sehen. Bei seiner Entdeckung im Jahr 1898 war er der erste bekannte Asteroid dieser Klasse. Er umrundet die Sonne einmal in 1,77 Jahren, wegen der starken Exzentrizität (e = 0,22) seiner Bahn pendelt sein Sonnenabstand zwischen 1,13 AE im Perihel und 1,78 AE im Aphel. Gleichzeitig schwankt auch der Abstand des Asteroiden zur Erde während der Oppositionsstellungen stark. Alle 37 bis 44 Jahre kommt er unserem Planeten besonders nah, so auch in diesem Jahr. Die letzte vergleichbar nahe Begegnung mit der Erde datiert auf das Jahr 1975 zurück. Noch näher kommt er uns erst 2056 – dann wird er sogar 7,6 mag hell. Für das bloße Auge ist Eros aber selbst dann nicht zu sehen.
Bestimmung der Eros-Parallaxe mit Fotokamera
Denn von unterschiedlichen Orten auf der Erde betrachtet erscheint der Asteroid an leicht unterschiedlichen Punkten an der Himmelssphäre. Die Verschiebung in Bezug auf die viel weiter entfernten Sterne, die so genannte Parallaxe, ist umso markanter, je weiter die Beobachter voneinander entfernt sind. Sie kann maximal etwa 90 Bogensekunden betragen – das entspricht knapp dem doppelten Scheibchendurchmesser des Jupiter während einer Opposition.
Zur Koordination der weltweiten Beobachtungen hat die Initiative "Astronomers without Borders" eine Kampagne gestartet. Wichtig ist, dass Fotografien des Asteroiden zu einer bestimmten Uhrzeit aufgenommen werden. Für Mitteleuropa hat man sich dazu auf 0 Uhr MEZ des 1. Februar (23:00 UT am 31. Januar) geeinigt. Mit Hilfe der Website astrometry.net lassen sich die gewonnen Bilder astrometrisch kalibirieren. Diese enthalten dann die absoluten Koordinateninformationen und können mit frei verfügbarer Software ausgewertet werden – mit wenigen Mausklicks erhält man pixelgenaue Rektaszensions- und Deklinationskoordinaten des Kleinplaneten. Die gemessenen Koordinaten werden dann zentral ausgewertet. Aus der Vielzahl der eingesendeten Daten wird mittels Triangulation die Entfernung des Asteroiden zur Erde ausgerechnet (siehe Linktipps).
Die Methode erfordert nur wenig technischen Aufwand. Eine fest montierte Kamera mit einem Teleobjektiv, die auf die richtige Himmelsregion ausgerichtet ist, ist ausreichend. Wichtig sind allerdings die genaue Zeitnahme und die exakte Bestimmung der geografischen Koordinaten des Beobachtungsorts.
Die Sichtbarkeit von (433) Eros
Eros ist während fast der gesamten Nacht am Himmel zu sehen, rund 2,6 Grad südlich des 4,8 mag hellen Sterns Delta Sextantis. Er durchwandert das unscheinbare Sternbild Sextant in südlicher Richtung (siehe Abbildung). Belichtet man mehrere Fotos im Abstand weniger Minuten, kann man die Bewegung des Asteroiden leicht nachvollziehen, sie beträgt 2,8 Bogensekunden pro Minute.
Wer die Geduld für eine Bildserie bis zum frühen Morgen hat, kann sogar die Rotation des Asteroiden nachweisen. Denn aufgrund seiner unregelmäßigen Form schwankt die Helligkeit von (433) Eros um bis zu 1,5 mag. Die Rotationsperiode beträgt 5 Stunden und 16 Minuten, kurz genug, um eine volle Umdrehung bis zum Morgen nachzuvollziehen.
Die Kampagne wiederholt die historische Messung der Erosparallaxe aus dem Jahr 1931. Damals, drei Jahrzehnte nach der Entdeckung des Asteroiden, gelang bei einer ganz ähnlichen Passage erstmals eine ausreichend genaue Bestimmung der Astronomischen Einheit, also der mittleren Entfernung Erde-Sonne. Im 18. und 19. Jahrhundert hatte man unter erheblichem Aufwand versucht, diese so wichtige Größe mit Hilfe der sehr viel selteneren Venustransits zu bestimmen – leider gelang dies nie mit der angestrebten Präzision.
Der im Jahr 1931 erhaltene Wert der Astronomischen Einheit hatte bis in die 1960er Jahre Gültigkeit, als es mittels Radar-Laufzeitmessungen an der Venus gelang, einen noch erheblich genaueren Wert zu erhalten. Auch einen Venustransit wird man in diesem Jahr beobachten können – den letzten des 21. Jahrhunderts. Somit bietet sich die seltene Gelegenheit, beide Messungen, die für die Astronomie so bedeutsam waren, selbst nachzuvollziehen.
Jan Hattenbach
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