Magnetohydrodynamik: Asteroid Vesta besitzt womöglich ein Magnetfeld
Mit einem Durchmesser von über 520 Kilometer belegt Vesta den Rang als zweitgrößter registrierter Asteroid im Sonnensystem. Es war bereits bekannt, dass sein Aufbau dem der terrestrischen Planeten ähnelt und er einen Eisen-Nickel-Kern besitzt. Wissenschaftler um Roger Fu vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge vermuten nun, dass dieser metallische Kern einst wie bei der Erde rotierte und ein Magnetfeld erzeugte. Das würde letztlich auch erklären, warum Vesta deutlich heller ist als andere seiner Art.
Während des Aushärtens können basaltische Gesteine das sie durchdringende Magnetfeld gewissermaßen einfrieren und es so über Milliarden von Jahren konservieren. In dem Steinmeteoriten Alan Hills A81001, der 1981 in der Antarktis entdeckt worden war, analysierte das Forscherteam nun solche magnetischen Spuren. Die Isotopenzusammensetzung des Gesteins stimme genau mit Vestas chemischem Fingerabdruck überein, berichten Fu und seine Kollegen, weshalb es sehr wahrscheinlich aus der Kruste des Asteroiden stamme. Anhand von 13 winzigen Proben aus verschiedenen Regionen des Meteoriten ermittelten sie nun die ursprüngliche Restmagnetisierung des Gesteins. Durch den Absturz auf die Erde sowie andere Störeinflüsse hatte sich diese in Teilen des Meteoriten bereits verändert.
Den Ergebnissen zufolge besaß das fossile Magnetfeld eine Stärke von mindestens zwei Mikrotesla – das ist 20-mal schwächer als das Erdmagnetfeld – und wurde vor rund 3,7 Milliarden Jahren in dem Gestein gespeichert, vermutlich nachdem dieses durch einen Einschlag geschmolzen war. Der Ursprung des Felds lag sehr wahrscheinlich in der Restmagnetisierung der umgebenden und noch festen Asteroidenkruste, schlagen Fu und seine Kollegen vor. Und diese gehe wiederum auf ein Magnetfeld zurück, das ein magnetohydrodynamischer Dynamo im einst geschmolzenen Kern erzeugte.
In einem solchen "Generator" wird kinetische in magnetische Energie umgewandelt: Im äußeren Kern, der aus flüssigem und elektrisch leitfähigem Material besteht, bewegen sich Konvektionsströme. Tun sie dies in einem bereits vorhandenen schwachen Magnetfeld, werden dabei elektrische Ströme induziert, die ihrerseits das ursprüngliche Magnetfeld verstärken. Auf diese Weise kann sich ein globales Magnetfeld aufbauen. Bei Himmelskörpern in der Größe von Vesta könnte ein solcher Dynamo nur für 10 bis 100 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems aktiv gewesen sein. Das schließe ihn als direkte Quelle für die Meteoritenmagnetisierung aus.
Vesta unterscheidet sich von den meisten anderen Asteroiden, denn seine Oberfläche ist erstaunlich hell. Für gewöhnlich greift der Sonnenwind mit seinen geladenen Partikeln die Oberflächen solcher Himmelskörper an und lässt sie verwittern und dunkler erscheinen. Die Restmagnetisierung der Kruste könnte Vesta allerdings bis heute vor dem rauen Weltraumwetter geschützt haben: Fu und sein Team rechnen vor, dass die abgeschätzte Stärke allemal ausreichen sollte, um den Sonnenwind abzuschirmen.
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