Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Asteroiden und ihre Schleifen
Gleich am ersten Tag dieses Monats ereignet sich eine ringförmige Sonnenfinsternis über Afrika, die von Mitteleuropa aus leider nicht zu sehen ist. Die Leser der Beobachtungstipps, die in den betroffenen Gebieten unterwegs sind, sind natürlich schon längst darauf vorbereitet. Für alle anderen haben wir in der vorigen Ausgabe der Beobachtungstipps darüber berichtet.
Bei einer Sonnenfinsternis bedeckt der Mond die Sonne, was für uns Neumond bedeutet, da wir auf seine unbeleuchtete Seite sehen. Der Erdtrabant zieht bei jedem Neumond meist knapp oberhalb oder unterhalb der Sonne vorbei, nur gelegentlich, bei einer Sonnenfinsternis, bedeckt er sie. Er steht also bei Tag mit ihr zusammen am Himmel und stört uns nicht in der Nacht.
Wenige Tage später ist der Mond schon etwas weitergewandert und zeigt eine sehr schmale Sichel. Am 3. September bewegt er sich ganz nahe an der hellen Venus vorbei. Die größte Annäherung ereignet sich am Vormittag etwa um 11:00 Uhr MESZ im Südosten, dabei wird ein Abstand von rund einem halben Monddurchmesser erreicht. Dabei gilt: Vorsicht beim Beobachten, denn die Sonne steht dem Paar ziemlich nahe! Beide Objekte lassen sich bei geringer Vergrößerung zusammen in einem Gesichtsfeld beobachten, zum Beispiel mit einem Feldstecher.
Die Beobachtung des jungen Monds bei Tag ist relativ schwierig. Einfacher geht es ab etwa 19:00 Uhr MESZ im Westen, nachdem die Sonne untergegangen ist. Die beiden Himmelskörper entfernen sich zwar dann schon wieder voneinander, aber die Beobachtung ist auch sehr viel ungefährlicher.
Am 8. September ist die Sichel des Monds dann schon um einiges breiter geworden und zieht in der Nacht am Ringplaneten Saturn im Sternbild Schütze vorbei. Der Winkelabstand beträgt allerdings selbst bei der größten Annäherung noch immer einige Grad. Kurz darauf steht am 11. September die Sonne über der Mondregion Sinus Iridum im richtigen Winkel, um den Effekt des "Goldenen Henkels" zu erzeugen. Während die "Regenbogenbucht" noch in tiefe Nacht gehüllt ist, werden die "Juraberge" schon von der Sonne angestrahlt.
Auf die vorangegangene Sonnenfinsternis folgend findet am 16. September auch eine Halbschatten-Mondfinsternis statt. Sie beginnt etwa um 19:00 Uhr MESZ bei Mondaufgang im Osten. Aufmerksame Beobachter könnten bemerken, dass der nördliche Rand der Mondscheibe etwas dunkler erscheint als der südliche. Der Mond taucht zu etwa 93 Prozent in den Halbschatten der Erde ein und berührt den dunklen Kernschatten nicht. Das Himmelsschauspiel dauert etwa zwei Stunden und ist gegen 22:00 Uhr schon wieder zu Ende.
Es sind wieder einige interessante Asteroiden am Himmel zu sehen: (2) Pallas befindet sich hoch am Nachthimmel im unscheinbaren Sternbild Fohlen oder Füllen, lateinisch Equuleus. Dieses findet man neben dem kleinen Delfin unter der Sommermilchstraße. Pallas bewegt sich in südwestlicher Richtung vom Kugelsternhaufen Messier 15 weg und zieht dabei am Hauptstern des Füllen, Kitalphar, vorbei.
(1) Ceres und (18) Melpomene stehen am Himmel nahe beieinander und sind doch sehr unterschiedlich. Der Zwergplanet Ceres befindet sich gerade mitten in seiner Oppositionsschleife und ist noch für Monate gut am Himmel sichtbar. Melpomene beginnt gerade ihre Schleife, die sie um den Stern Mira führt. Beide Asteroiden halten sich in der Nähe von Mira und der Galaxie Messier 77 im Walfisch auf. Mira (lateinisch: die Wundersame) ist ein veränderlicher Stern, dessen Helligkeit innerhalb eines Jahres dramatisch variieren kann.
(4) Vesta ist erst in der zweiten Nachthälfte im Sternbild Zwillinge zu sehen. Der Asteroid bewegt sich geradlinig aus dem linken Zwilling Pollux heraus in Richtung Krebs direkt in seine Oppositionsschleife, die er ab Ende des Jahres bis ins kommende Frühjahr vollführt.
Alle genannten Asteroiden sind zwischen 8 und 9 mag hell und lassen sich mit einem kleinen Teleskop gut sichten. Die Oppositionsschleifen sind ein optischer Effekt, der entsteht, wenn die Erde die Himmelskörper auf ihrer Bahn innen überholt. Die Asteroiden sind zwar für unsere Maßstäbe recht weit von uns entfernt, aber die Sterne im Hintergrund sind noch viel weiter weg. Durch die Parallaxe entsteht der Eindruck, der Asteroid würde vor dem Sternenhintergrund eine Schleife durchlaufen. In Wahrheit folgen die Asteroiden Ellipsen wie alle anderen Objekte im Sonnensystem.
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