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USA: Das Kraterfeld, das es eigentlich nicht geben dürfte

Erstmals fanden Forscher auf der Erde das Streufeld eines Asteroideneinschlags, das von fortgeschleudertem Steinmaterial stammt. Das schien bisher unmöglich zu sein.
Illustration eines Asteroideneinschlags auf der Erde.

Der Mond hat sie, Mars und Merkur auch. Die Rede ist von sekundären Einschlagkratern. Sie entstehen, wenn ein Asteroid mit großer Geschwindigkeit niedergeht und beim Aufschlag Gesteinsmaterial weit fortschleudert, das dann ebenfalls kleinere Krater zurücklässt. Auf der Erde hielten Experten ein solches Szenario auf Grund der dichten Atmosphäre bislang für wenig wahrscheinlich. Doch nun hat eine Arbeitsgruppe um Thomas Kenkmann von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg derartige Krater in den Rocky Mountains identifiziert. Diese gehen auf einen Asteroideneinschlag von vor zirka 280 Millionen Jahren während des Perms zurück, wie sie im Fachjournal »GSA Bulletin« berichten.

Krater | Einer der Krater in der »Casper-Sandstein-Formation« im US-Bundesstaat Wyoming: Aus der elliptischen Form schließen die Forscher, dass es ein sekundäres Einschlagloch ist.

In der »Casper-Sandstein-Formation« im US-Bundesstaat Wyoming zählten die Forscher 31 Krater mit einem Durchmesser zwischen 10 und 70 Metern. Dass die Einschlaglöcher nicht vom Asteroiden selbst stammen, schließen sie aus geologischen Analysen und Beobachtungen. So ist es zwar möglich, dass ein Himmelskörper beim Eintritt in die Atmosphäre zerbirst und in mehreren Teilen niedergeht, doch dann wäre zu erwarten, dass sich Spuren von Meteoritenmaterial in den Kratern finden. Von solchen entdeckte die Gruppe jedoch nichts. Zudem würden die Form und Verteilung der Einschlaglöcher für ein anderes Szenario sprechen. Diese liegen strahlenförmig verteilt in der Landschaft und in Ansammlungen zusammen. Zudem sind sie relativ flach und weisen eine elliptische Kontur auf, wie es für sekundäre Krater typisch ist.

Aus ihrer Lage berechneten Kenkmann und seine Kollegen die Position des Hauptkraters, den der Asteroid einst geschlagen haben muss – dessen Lage wurde nämlich noch nicht lokalisiert. Der Himmelskörper dürfte demnach zwischen 150 und 200 Kilometer entfernt vom Kraterfeld im Bereich der heutigen Stadt Denver niedergegangen sein. Das ist relativ nah verglichen mit anderen Planeten und Monden in unserem Sonnensystem. Die weggeschleuderten Gesteinsbrocken besaßen vermutlich einen Umfang von mindestens vier Metern und dürften mit einer ungefähren Geschwindigkeit von 700 bis 1000 Metern pro Sekunde eingeschlagen sein. Für den Hauptkrater ermittelten Kenkmann und sein Team einen Durchmesser von 50 bis 65 Kilometern. Seine Lage genau zu lokalisieren, wollen die Forscher als Nächstes angehen.

Die Arbeitsgruppe entdeckte das Kraterfeld bereits vor einigen Jahren. 2018 gingen die Wissenschaftler noch davon aus, dass das Streufeld durch den Einschlag eines beim Eintritt in die Erdatmosphäre auseinandergebrochenen Asteroiden entstanden war.

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