Fossile Exoplaneten: Astronomen entdecken ein Sonnensystem aus der Frühzeit des Universums
Den heutigen Vorstellungen entsprechend entstehen Planeten in Scheiben aus Gas und Staub, die junge Sterne umgeben. Wie das im Detail vor sich geht, ist freilich noch offen. Eine unbeantwortete Frage lautet etwa: Welche Voraussetzungen müssen denn eigentlich erfüllt sein, damit sich Planeten bilden? Mit einer Stichprobe von mittlerweile mehr als 750 sicher nachgewiesenen Exoplaneten – also Planeten, die andere Sterne umkreisen als die Sonne – haben die Astronomen einen Eindruck von der beachtlichen Vielfalt der möglichen Planetensysteme gewonnen.
Das wirft neue Fragen auf: Wie steht es unter den Bedingungen, die im frühesten Universum vor rund 13 Milliarden Jahren herrschten, mit der Planetengeburt? Wenn sich um metallreichere Sterne mit größerer Wahrscheinlichkeit Planeten bilden, gibt es dann umgekehrt Sterne mit so geringem Metallgehalt, dass gar keine Planeten entstehen? Und wenn ja: Wann würden wir dann im Laufe der kosmischen Geschichte erwarten, dass sich die ersten Planeten bilden?
Jetzt entdeckten Astronomen um Johny Setiawan vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und weiteren Einrichtungen ein Planetensystem, das zur Beantwortung dieser Fragen beitragen könnte. Im Rahmen einer Durchmusterung, bei der sie gezielt nach Planeten metallarmer Sterne suchten, fanden sie zwei Planeten um einen Stern mit der Katalognummer HIP 11952, der von der Erde aus gesehen im Abstand von rund 375 Lichtjahren im Sternbild Walfisch liegt. Für sich genommen sind die beiden Planeten, HIP 11952b und HIP 11952c, nichts Besonderes. Sehr ungewöhnlich ist aber, dass sie um einen derart metallarmen und – vor allem – um einen so alten Stern kreisen.
Im Rahmen der klassischen Modelle der Planetenentstehung, die metallreiche Sterne begünstigen, sollte die Bildung von Planeten um solch einen Stern ein extrem seltenes Ereignis sein. Veronica Roccatagliata von der Universitätssternwarte München, die Koordinatorin der Durchmusterung, sagt: "Im Jahre 2010 haben wir das erste Planetensystem eines derart metallarmen Sterns gefunden: HIP 13044. Damals dachten wir, dies sei ein einzigartiger Fund. Jetzt aber sieht es so aus, als hätten metallarme Sterne deutlich häufiger Planeten als erwartet. HIP 13044 wurde berühmt, weil es sich bei ihm um den ersten extragalaktischen Exoplaneten handeln dürfte – der Stern ist Teil eines so genannten Sternstroms, des Überrests einer anderen Galaxie, die vor Milliarden von Jahren von unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, verschlungen wurde.
Im Vergleich mit anderen Exoplanetensystemen ist HIP 11952 nicht nur eines der metallärmsten, sondern mit einem geschätzten Alter von 12,8 Milliarden Jahre auch eines der ältesten. Jetzt wollen die Astronomen noch weitere Planetensysteme dieses Typs finden und untersuchen. Dabei hoffen sie, die Theorien zur Planetengeburt deutlich zu verfeinern.
MPIA / Red.
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