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Astrophysik: Der erste Braune Zwerg ist auch gleich ein doppelter

Braune Zwerge sind verhinderte Sterne – und auch noch auf anderen Gebieten besonders. Deshalb wurden sie erst spät entdeckt und stecken weiterhin voller Überraschungen.
Illustration eines extrem kühlen Braunen Zwergs
Braune Zwerge gehören zu den spannendsten Sonnen im Weltraum - und zu den am wenigsten erforschten.

Im Gegensatz zu anderen Sternen reichen bei Braunen Zwergen die Masse und die Temperatur nicht aus, um die Fusionsreaktion von Wasserstoff zu Helium zu zünden – die Energiequelle der meisten Sterne. Sie leuchten also nicht hell, sondern sind ähnlich wie Planeten nur schwer nachzuweisen. Erst im Jahr 1995 konnte deshalb der erste Braune Zwerg – Gliese 229B – nachgewiesen werden. Doch stellte er die Wissenschaft in den nachfolgenden Jahrzehnten vor Rätsel. Er hatte eine für diese Objektklasse außergewöhnlich große Masse. Einem Team um Jerry Xuan vom California Institute of Technology gelang es, diesen Widerspruch aufzulösen: Gliese 229B ist nicht allein, sondern als Doppelsystem unterwegs. Ein Ergebnis, zu dem auch eine zweite Arbeitsgruppe um Timothy Brandt vom Space Telescope Science Institute kam.

Gliese 229B ist mehr als 70-mal so massereich wie Jupiter und damit eigentlich ziemlich groß. Ein Brauner Zwerg dieser Masse hätte sich über die gesamte Lebensdauer des Universums bis heute hinweg nicht so stark abkühlen können, dass er so leuchtschwach wie Gliese 229B ist. Aus diesem Grund hatten Astronomen bereits gemutmaßt, dass es sich bei diesem Himmelskörper um ein Doppelsystem handelt. Allein: Die endgültigen Belege dafür fehlten noch, was nun beiden Gruppen gelang.

Die beiden Braunen Zwerge – jetzt als Gliese 229Ba und Bb bezeichnet – befinden sich in sehr geringem räumlichen Abstand zueinander, weshalb sie ursprünglich nicht voneinander unterschieden werden konnten. Erst mit sehr exakten Messungen am Keck-Observatorium auf Hawaii und mit dem Very Large Telescope in Chile gelang dies. Die Datenanalyse bestätigte, dass beide voneinander getrennt sind und einander alle zwölf Tage ihren gemeinsamen Schwerpunkt umkreisen. Ihr Abstand zueinander beträgt konstant das 16-Fache der Distanz von Erde und Mond.

Die beiden Gliese-Zwerge fallen damit nicht mehr aus dem Rahmen. Im Gegenteil könnte diese Entdeckung zum Trend werden. Mit ihrer Methodik lassen sich vielleicht noch viel mehr Doppelsysteme ausfindig machen, die bislang als Einzelobjekte aufgefasst sind, hoffen die beiden Teams.

  • Quellen

Nature 10.1038/s41586–024–08064-x, 2024

The Astrophysical Journal Letters 10.3847/2041–8213/ad7714, 2024

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