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Astrophysik: Erstaunlicher Jet im frühen Universum entdeckt

Extrem massereiche Schwarze Löcher können gewaltige Jets erzeugen, die weit in den Weltraum reichen. Ein besonders altes Exemplar wurde im Bereich des Quasars J1601+3102 gefunden.
Illustration eines Quasars im Weltraum, der helle, farbige Jets ausstrahlt, die sich in entgegengesetzte Richtungen erstrecken. Der Hintergrund zeigt zahlreiche Galaxien und Sterne. Die Szene vermittelt die immense Energie und Aktivität im Universum.
Illustration des Quasars mit den beiden Jets, die in entgegengesetzte Richtungen schießen.

Die meisten bekannten Galaxien besitzen ein massereiches Schwarzes Loch in ihrem Zentrum, das unablässig Gas und Staub einsaugt. Dabei werden gleichzeitig durch Reibung enorme Energiemengen freigesetzt, die wir unter anderem als leuchtende Quasare wahrnehmen. Sie erzeugen wiederum sehr energiereiche Jets, die weit ins All hinausreichen können. Eines der größten derartigen Gebilde im frühen Universum hat eine Arbeitsgruppe um Anniek Gloudemans vom Gemini Observatory auf Hawaii entdeckt und in den »Astrophysical Journal Letters« beschrieben.

Mit einer Kombination der Beobachtungen des LOFAR-Teleskops (Low-Frequency Array) in Europa sowie des Gemini-North-Teleskops auf Hawaii hat das Team einen weit entfernten, zweiseitigen Radiostrahl am Quasar J1601+3102 entdeckt, der sich über mindestens 200 000 Lichtjahre erstreckt. Er wäre damit doppelt so breit wie das Milchstraßensystem. Entstanden ist er bereits geschätzte 1,2 Milliarden Lichtjahre nach dem Urknall, was ihn zu einem besonders frühen Exemplar eines Jets macht.

»Erstaunlicherweise weist der Quasar, der diesen enormen Radiostrahl erzeugt, verglichen mit anderen Quasaren bei seinem Schwarzen Loch keine extreme Masse auf«, sagt Gloudemans in einer Mitteilung. »Dies scheint anzudeuten, dass man nicht unbedingt ein außergewöhnlich massereiches Schwarzes Loch oder eine hohe Akkretionsrate benötigt, um solch starke Jets im frühen Universum zu erzeugen.«

Und noch ein weiterer Punkt weckt das Interesse der Forscher: Jets sind oft doppelseitig und bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen von dem Quasar weg. Beide Seiten unterscheiden sich meist geringfügig, doch bei J1601+3102 sind die Abweichungen bezüglich Länge und Helligkeit enorm. Warum das so ist, wissen Gloudemans und Co noch nicht, es könnte jedoch mit der intergalaktischen Umgebung zusammenhängen, welche die Form der Jets beeinflusst.

  • Quellen
The Astrophysical Journal Letters 10.3847/2041–8213/ad9609, 2025

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