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Aids: Astrozyteninfektion zerstört Blut-Hirn-Schranke

Astrozyten
Wenn das HI-Virus ins Gehirn gelangt, infiziert es dort nicht alle Zellen gleich häufig: Zum Beispiel sind meist nur sehr wenige der als neuronale Unterstützungszellen wichtigen Astrozyten betroffen. Gerade diese Infektionen haben dann aber schwer wiegende Folgen, berichten nun Eliseo Eugenin vom Albert Einstein College of Medicine in New York und seine Kollegen. Die angegriffenen Astrozyten halten die notwendige Kommunikation zwischen Blutgefäß und Hirngewebe nicht länger aufrecht und geben zudem toxische Substanzen ab. Dies schlägt nach und nach Breschen in die Blut-Hirn-Schranke – jene Grenzschicht, die bei Gesunden den Übertritt von schädlichen Substanzen ins Gehirn verhindert.

Astrozyten | Astrozyten (hier grün fluoreszierend) leisten eine wichtige Unterstützungsarbeit für jene kleinen Blutgefäße (rot) im Gehirn, die das Herzstück der Blut-Hirn-Schranke bilden. Die Barriere ist ein Netz, das schädliche Substanzen daran hindert, aus dem Blut in das Hirngewebe überzutreten.
Die Forscher wollten zunächst genauer untersuchen, warum bei mehr als der Hälfte HIV-positiver Menschen oft neurologische Probleme wie Lern- oder Gedächtnisschwäche auffallen. Dies geschieht selbst dann, wenn der Erreger durch die gängigen Wirkstoffcocktails recht gut in Schach gehalten wird. Eugenins Team fiel auf, dass das Virus etwa fünf Prozent der Astrozyten infiziert, die Zellen selbst aber nicht absterben; stattdessen gehen dann häufig deren Nachbarzellen zu Grunde. Die HIV-infizierten Astrozyten geben toxische Substanzen über porenähnliche so genannte Gap-Junctions in ihrer Hülle ab. Verschließt man diese Poren, so die Forscher weiter, dann unterbleibt das Sterben der Nachbarzellen.

Astrozyten bilden Ausläufer in die Grenzschicht zwischen den Wandzellen der Blutgefäße und den Hirnzellen und sind damit Teil der zellulären Barriere, die als Filter zwischen Blut und Hirn dient. Der Ausfall der Astrozytennachbarzellen zerstört lokal die Blut-Hirn-Schranke; das erlaubt anderen gesundheitsschädlichen Substanzen aus dem Blut den Eintritt ins zentrale Nervensystem. Bei HIV-Patienten, spekulieren die Forscher weiter, sorge dies in der Folge für die beobachteten neuronalen Ausfälle und die damit einhergehenden neurologischen Probleme. Vielleicht könne in Zukunft ein Medikament entwickelt werden, das den langfristig zerstörerischen Effekt infizierter Astrozyten bremst, hoffen die Mediziner. (jo)
  • Quellen
J Neurosci 31, S. 9456–9465, 2011

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