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Ökologie: Atemkontrolle

Vampirfledermäuse sind vielen verhasst: etwa bei manch abergläubischen oder ängstlichen Menschen und bei Viehzüchtern, die um ihre Rinder fürchten. Aber zapfen die Fledertiere diese wirklich an? Ihr Atem soll das nun verraten.
Vampirfledermaus
Sie müssen sich fühlen wie im Schlaraffenland: Wo sie früher lange im dichten Wald suchen mussten, um einen einzelnen Tapir zu finden, dessen Blut sie für eine Mahlzeit schlürfen konnten, stehen nun häufig dicht in Gatter gepferchte Rinder herum, die gleich mehrfach ein opulentes Mahl versprechen. Die Abholzung der Regenwälder bedeutet für viele Tierarten eine Katastrophe, für die drei Spezies der amerikanischen Vampirfledermäuse aus der Familie der Desmodontinae erweitert sie die Möglichkeiten beträchtlich.

Vampirfledermaus | Mit ihren spitzen Zähnen öffnet die Vampirfledermaus Blutgefäße von Säugetieren und leckt anschließend das austretende Blut auf. Dadurch weckt sie Urängste bei den Menschen und kann sie Krankheiten wie Tollwut übertragen.
Zumindest wenn man den Erzählungen brasilianischer oder costaricanischer Viehzüchter Glauben schenken darf, die immer wieder von Attacken der nächtlichen Jäger auf ihr Vieh berichten. Und auch offizielle Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich mehrere zehntausend Kühe an den Folgen der Bisse zugrunde gehen. Belastbare, wissenschaftliche belegte Zahlen über das Ausmaß der Attacken gibt es bislang jedoch kaum. Forschungsergebnisse von ökologischen Physiologen des Leibniz-Instituts für Zoo und Wildtierforschung in Berlin und ihren Kollegen könnten dies nun zumindest ansatzweise ändern.

Um einen möglichen Nahrungswechsel von Regenwald- zu Nutztieren zu dokumentieren, analysierten die Wissenschaftler um Christian Voigt das Verhältnis an stabilen Kohlenstoff-Isotopen im ausgeatmeten Kohlendioxid der Vampirfledermäuse. Dazu fütterten sie im Labor die Tiere mit Blut, das mit C-13-Isotopen angereichert war, und verfolgten dann, bis wann die Isotope im Atem der Vampire wieder auftauchten: "Die Vampirfledermäuse nutzten das frisch verzehrte Blut relativ schnell, um ihren Stoffwechsel zu betreiben. Nach weniger als einer Stunde glich das Isotopenverhältnis im Atem demjenigen der letzten Blutmahlzeit", erklärt Voigt.

Danach sammelten die Forscher in Costa Rica Atemproben von wilden Verwandten der Tiere und analysierten auch deren chemische Zusammensetzung. Die Vampire haben hier die Wahl zwischen Weidevieh oder typischen Regenwaldarten wie Tapiren oder Wildschweinen, da Weiden und Regenwald häufig unmittelbar benachbart sind. "Ihre Beute ernährt sich von Pflanzen mit einem sehr unterschiedlichen Kohlenstoff-Isotopenverhältnis – das Vieh von Gras, die Wildtiere von Regendwaldpflanzen. Deshalb erwarteten wir, dass wir das letzte Opfer eines Vampirs am Isotopenverhältnis seines Atems identifizieren können" so Voigt. Und ihr Atem verriet die Vampire tatsächlich als Nemesis für Rinder, obwohl Regenwaldtiere durchaus als Alternative vorhanden gewesen wären.

Das bedeute aber nicht notwendigerweise, dass Vampirfledermäuse Blut von Weidevieh bevorzugen, wiegeln die Forscher ab. Da Kühe aber auf eingezäunten und offenen Weiden gehalten werden, sind sie für die Fledertiere sehr viel einfacher zu finden als Regenwaldtiere, die sich in dichter Vegetation verstecken können oder aber durch Bejagung selten geworden sind. Die Vampirfledermäuse scheinen also wirklich von den Rodungen der Menschen zu profitieren. Umgekehrt gilt dies jedoch nicht, denn abgesehen von den toten Rindern saugen diese Fledermäuse auch gelegentlich an schlafenden Hirten oder Dorfbewohnern – und infizieren sie mit tödlicher Tollwut.

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