Glaziologie: Atlantik beeinflusst Alpengletscher
Der Atlantische Ozean hat offensichtlich eine starke Fernwirkung auf die Gletscher der Alpen und beeinflusst, wie sehr die Eiszungen abschmelzen oder anschwellen. Dies legt ein Datenvergleich über das letzte Jahrhundert hinweg nahe, den nun Forscher der ETH Zürich gemacht haben. Veränderungen der Schweizer Gletscher fielen stärker als angenommen mit geänderten Meeresströmungen im Atlantik zusammen.
Grundlage der Arbeit von Matthias Huss, jetzt an der Universität Fribourg, und seiner Kollegen ist eine der längsten Beobachtungsserien von Gletschern weltweit, die zahlreiche Angaben zur Umfang und Ausdehnung der Schweizer Eisriesen enthält – darunter mehr als 10 000 Messungen, die während des letzten Jahrhunderts direkt auf den Gletschern durchgeführt wurden. All diese Daten sind die Basis für ein Modell, mit dem die Gletscherentwicklung in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung seit 1908 dargestellt werden kann.
Zugleich verglichen die Wissenschaftler die Zeitreihen des Eisverlusts mit der so genannten Atlantischen Multidekadischen Oszillation (AMO) – ein natürliches Phänomen, bei dem die Oberflächentemperatur des Atlantiks in einem Rhythmus von etwa 60 Jahren jeweils zu- und wieder abnimmt. Wie diese Oszillation entstehe, sei noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich steht sie im Zusammenhang mit periodischen, natürlichen Veränderungen der Meeresströmungen, erklärt Huss. Die Massenbilanz der Schweizer Gletscher korreliert jedenfalls während des betrachteten Zeitraums mit der AMO: Die Oszillation bedingt demnach Perioden besonders markanter Gletscherrückgänge – etwa in den 1940er und seit den 1980er Jahren – ebenso mit wie Stagnation oder Zuwachs in den 1910er und 1970er Jahren.
Zu Zeiten starken Gletscherschwunds lagen die Temperaturen im Atlantik über dem Mittel und umgekehrt. Derzeit beschleunigten die im Atlantik herrschenden Verhältnisse den Gletscherschwund wieder, sagen die Forscher. Bis zur Hälfte der jüngst beschleunigten Massenverluste in den Schweizer Alpen könnten demnach durch natürliche Klimaschwankungen verursacht worden sein. Dennoch warnt Matthias Huss vor falschen Schlussfolgerungen: "Die Ursache für den in den vergangenen 100 Jahren tendenziell anhaltenden Gletscherschwund ist dennoch anthropogenen Ursprungs – durch den Kohlendioxidanstieg in der Atmosphäre." Die periodischen Abweichungen von diesem durchschnittlichen Massenverlust würden allerdings durch die verschiedenen natürlichen Ursachen verstärkt oder abgeschwächt.
Erst vor Kurzem hatte Huss zusammen mit Kollegen darauf verwiesen, dass in den 1940er Jahren die Gletscher schneller als heute schmolzen und dieser Prozess durch langfristige Veränderungen in der Sonnenstrahlung ebenfalls beeinflusst wird. Diese Strahlungsveränderungen stehen mittlerweile auch in einem starken Zusammenhang mit erhöhter beziehungsweise geringerer Aerosolverschmutzung der Atmosphäre: In sauberer Luft dampfen die Eiszungen schneller dahin, weil die Sonne nicht schon zuvor durch einen Schmutzschirm abgeblockt wurde. (dl/eth)
Grundlage der Arbeit von Matthias Huss, jetzt an der Universität Fribourg, und seiner Kollegen ist eine der längsten Beobachtungsserien von Gletschern weltweit, die zahlreiche Angaben zur Umfang und Ausdehnung der Schweizer Eisriesen enthält – darunter mehr als 10 000 Messungen, die während des letzten Jahrhunderts direkt auf den Gletschern durchgeführt wurden. All diese Daten sind die Basis für ein Modell, mit dem die Gletscherentwicklung in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung seit 1908 dargestellt werden kann.
Die Resultate zeigen zum einen, dass die einzelnen Gletscher unterschiedlich schnell an Masse einbüßen: Manche von ihnen verlieren schneller, andere langsamer an Volumen – ein Ergebnis, das die Forscher noch nicht richtig interpretieren können. Alle 30 untersuchten Gletscher gingen aber während der letzten 100 Jahre deutlich zurück und verloren während des Beobachtungszeitraums insgesamt etwa ein Drittel ihrer Masse.
Zugleich verglichen die Wissenschaftler die Zeitreihen des Eisverlusts mit der so genannten Atlantischen Multidekadischen Oszillation (AMO) – ein natürliches Phänomen, bei dem die Oberflächentemperatur des Atlantiks in einem Rhythmus von etwa 60 Jahren jeweils zu- und wieder abnimmt. Wie diese Oszillation entstehe, sei noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich steht sie im Zusammenhang mit periodischen, natürlichen Veränderungen der Meeresströmungen, erklärt Huss. Die Massenbilanz der Schweizer Gletscher korreliert jedenfalls während des betrachteten Zeitraums mit der AMO: Die Oszillation bedingt demnach Perioden besonders markanter Gletscherrückgänge – etwa in den 1940er und seit den 1980er Jahren – ebenso mit wie Stagnation oder Zuwachs in den 1910er und 1970er Jahren.
Zu Zeiten starken Gletscherschwunds lagen die Temperaturen im Atlantik über dem Mittel und umgekehrt. Derzeit beschleunigten die im Atlantik herrschenden Verhältnisse den Gletscherschwund wieder, sagen die Forscher. Bis zur Hälfte der jüngst beschleunigten Massenverluste in den Schweizer Alpen könnten demnach durch natürliche Klimaschwankungen verursacht worden sein. Dennoch warnt Matthias Huss vor falschen Schlussfolgerungen: "Die Ursache für den in den vergangenen 100 Jahren tendenziell anhaltenden Gletscherschwund ist dennoch anthropogenen Ursprungs – durch den Kohlendioxidanstieg in der Atmosphäre." Die periodischen Abweichungen von diesem durchschnittlichen Massenverlust würden allerdings durch die verschiedenen natürlichen Ursachen verstärkt oder abgeschwächt.
Erst vor Kurzem hatte Huss zusammen mit Kollegen darauf verwiesen, dass in den 1940er Jahren die Gletscher schneller als heute schmolzen und dieser Prozess durch langfristige Veränderungen in der Sonnenstrahlung ebenfalls beeinflusst wird. Diese Strahlungsveränderungen stehen mittlerweile auch in einem starken Zusammenhang mit erhöhter beziehungsweise geringerer Aerosolverschmutzung der Atmosphäre: In sauberer Luft dampfen die Eiszungen schneller dahin, weil die Sonne nicht schon zuvor durch einen Schmutzschirm abgeblockt wurde. (dl/eth)
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