Direkt zum Inhalt

News: Atmen ohne Lunge

Wissenschaftler haben ein mausähnliches australisches Beuteltier entdeckt, das in seinem frühen Lebensstadium nicht durch Lungen atmet, sondern durch seine Haut. Diese Erkenntnis überraschte die Zoologen; glaubten sie doch bislang, die Haut von Säugetieren könne alleine nicht genug atmen.
In Naturevom 25. Februar 1999 berichtet Jacopo Mortola von der McGill University in Montreal, daß zwar viele niedere Wirbeltiere – besonders Amphibien – über ihre Haut sowohl etwas Sauerstoff aufnehmen als auch Kohlendioxid abgeben können. Um einen Flüssigkeitsverlust zu verhindern, haben diese eine besonders dicke Haut. Außerdem benötigen sie deutlich mehr Sauerstoff, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten.

Den Jungtieren der Julia-Creek-Schmalfußbeutelmaus, die nur vier Millimeter lang sind, fehlen jedoch die entsprechenden Muskeln, um ihre winzigen Lungen zu betätigen, stellte Mortola fest. Er und seine Kollegen von der LaTrobe University in Melbourne setzten neugeborene Schmalfußbeutelmäuse in eine Brutkammer, um Gasdrücke zu messen. Dabei stellten sie fest: Bis zu 90Prozent der Gase tauschen die Tiere anfänglich über ihre dünne, durchsichtige Haut aus – nicht über ihre Lungen. Die Schmalfußbeutelmäuse verlassen sich dann aber allmählich mehr und mehr auf ihre Lungen. Ab einem Alter von etwa einem Monat atmen sie dann ausschließlich mit diesen. Wie die Wissenschaftler hierzu bemerken, bringen die Schmalfußbeutelmäuse dieses Kunststück bei der Atmung fertig, weil sie weniger Sauerstoff als andere Säugetiere benötigen und der Beutel ihrer Mutter den Körper des Neugeborenen warm hält.

Als überraschend bezeichnet diese Erkenntnis der Physiologe Jay Farber von dem zur University of Oklahoma gehörenden Health Sciences Center. Er untersuchte neugeborene Opossums, die ebenfalls zu den Beuteltieren zählen. Diese sind jedoch zehnmal größer als die Jungtiere der Schmalfußbeutelmäuse sind. Bei diesen Tieren fand er keinerlei Beweise für eine Atmung durch die Haut. Da eine Haut, die porös genug ist, um Luft aufzunehmen, auch Wasser durchlassen würde, so Farber, riskieren die winzigen Jungtiere auf ihrem Weg in den schützenden Beutel ihre Austrocknung. "Es ist schon eine echte Leistung, die Haut so anzupassen, daß sie den Gasaustausch unterstützt und gleichzeitig ein Austrocknen verhindert."

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.