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News: Atomzeit per Mausklick

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt schickt ihre Zeitsignale jetzt auch übers Internet. Über zwei öffentlich zugängliche Zeitserver gelangen sie direkt von der Braunschweiger Atomuhr ins Netz. Wer die nötige Software besitzt, um das Network Time Protocol (NTP) zu nutzen, kann die Uhr seines Computers auf die koordinierte Weltzeit stellen lassen.
Überall, wo mehrere Computer zusammenarbeiten, zum Beispiel bei computergesteuerten Produktionsanlagen oder Betriebsabläufen, müssen die Rechneruhren untereinander synchronisiert sein, damit es nicht zu Störungen kommt. Auch für Geldtransaktionen ist die genaue Zeit wichtig – um beispielsweise zu vermeiden, dass es für dieselben Aktien plötzlich zwei Eigentümer gibt. Demzufolge haben viele Institutionen ein Interesse daran, dass ihre Rechner die genaue Zeit kennen. Die können sie jetzt direkt von der nationalen Atomuhr der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig bekommen, wo die Zeitinformation über sogenannte Zeitcode-Generatoren in zwei Zeitserver eingespeist wird.

Das Angebot ergänzt den Telefonzeitdienst der PTB, der Rechneruhren auch bisher schon über Telefonmodem und das öffentliche Telefonnetz mit der genauen Zeit versorgen konnte. "Doch der neue Weg bietet sich als eleganteste Methode an, weil der Anschluss ans Internet meist ohnehin vorhanden ist", erklärt Peter Hetzel, einer der Verantwortlichen für das Projekt. Einige Kunden seien auch daran interessiert, beide Angebote zu nutzen – zur Kontrolle.

Dabei kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Der Ablauf ist einfach: Man lade sich die nötige Software zur Nutzung des Network Time Protokoll (NTP) aus dem Netz (www.eecis.udel.edu/~ntp/software.html), füge dem Programm die Adressen der beiden PTB-Zeitserver (ptbtime1.ptb.de und ptbtime2.ptb.de) hinzu, und der Rest geschieht automatisch. Einziger Unsicherheitsfaktor sind mögliche Zeitverzögerungen auf dem Weg durch das Netz, für die die PTB keine Verantwortung übernehmen kann. "Doch die Genauigkeit bleibt normalerweise immer unter 1/10 Sekunde", ist Dieter Sibold, der für den Serverbetrieb zuständig ist, überzeugt.

Der Internet-Zeitdienst ist der neueste Bestandteil des umfangreichen Zeitangebots der PTB. Ihrem Auftrag (laut Zeitgesetz von 1978), die für den "amtlichen und geschäftlichen Verkehr" in der Bundesrepublik Deutschland maßgebende Uhrzeit anzugeben und zu verbreiten, kommt die PTB auf verschiedene Weise nach: Mit den Zeitsignalen der Braunschweiger Atomuhr, die über den Langwellensender DCF77 von der Sendestation Mainflingen bei Frankfurt ausgestrahlt werden, steuert die PTB europaweit Funkuhren – von der Armbanduhr über den Radiowecker bis hin zur Bahnhofsuhr. Daneben gibt sie die Ergebnisse von Zeitvergleichen zwischen Ihren Atomuhren und anderen Zeitsystemen bekannt. So kann man erfahren, wie genau beispielsweise die Signale des Globalen Satelliten-Navigationssystems (GPS) mit denen der koordinierten Weltzeit aus der PTB übereinstimmen. Ein Angebot, das sich nur an Profis richtet – im Gegensatz zum neuen Internet-Zeitdienst. "Wir haben auch viele Anfragen von ganz normalen PC-Nutzern, die sich einmal täglich die genaue Zeit von uns holen", sagt Hetzel.

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