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Weltraumfrachter: ATV-2 heißt "Johannes Kepler"

ATV im Anflug auf die ISS
Am Dienstag, den 7. Juli 2009, stellte die ESA in Bremen das zweite der fünf geplanten baugleichen Automated Transfer Vehicles (ATV) vor, welche die ISS in den kommenden Jahren mit Nachschubmaterial versorgen sollen. Der Prototyp ATV Nummer eins, getauft auf den Namen "Jules Verne", startete am 9. März 2008 und vollführte ohne Probleme sein automatisches Andockmaneuver. Die Weltraumfrachter kehren nicht zur Erdoberfläche zurück sondern verglühen beim Wiedereintritt.

Das zweite ATV mit Namen "Johannes Kepler" wird vermutlich im Jahr 2010 wie sein Vorgänger mit einer Ariane-5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana starten. Unbeladen wiegen die Gefährte allein 13 Tonnen und können nochmals 5,5 Tonnen Trockenlast wie Nahrung und ganze Instrumentenracks tragen. Hierzu kommen 840 Kilogramm Wasser, 100 Kilogramm Sauerstoff und 860 Kilogramm Treibstoff für die ISS. Mit 150 Millionen Euro für das Modul selbst und 180 Millionen für die Rakete liegt das ATV etwa in der gleichen Preisklasse wie der Start eines amerikanischen Space Shuttle.

Das ATV selbst ist darüber hinaus noch mit vier Tonnen Treibstoff betankt und bewahrt mit seinen Düsen während seiner sechsmonatigen Andockzeit die ISS vor dem Absinken. Neben den geringeren Risiken einer unbemannten Mission liegt hierin der Hauptvorteil des europäischen Systems. Vor dem Abdocken wird das Transportmodul noch mit dem Abfall der Station beladen, der zusammen mit ihm in der Erdatmosphäre verglüht.

Gleichzeitig mit der Präsentation des zweiten ATV unterzeichnete die ESA mit dem Bremer Hersteller Astrium GmbH einen Vertrag über eine Studie zum "Advanced Re-entry Vehicle" (ARV). Die nächste Generation des Gefährts soll beim Wiedereintritt nicht mehr verglühen und so etwa Experimente zur Erde zurück transportieren können. Die Flüge des ARV könnten sich direkt an die letzte ATV-Mission im Jahr 2013 anschließen.

Bis zum Jahr 2017 will die ESA auf Basis der bewährten ATV-Technik ein bemanntes Raumfahrzeug konstruieren – das Crew Space Transportation System (CSTS). Mit diesem sollen Astronauten sicher in die Umlaufbahn und wieder zurück gebracht werden – eventuell auch bis auf den Mond. Nach dem im Jahr 2012 die amerikanischen Space Shuttles außer dienst gehen, sind die russischen Sojus-Raketen damit vorerst die einzige Möglichkeit, um die Crew der ISS auszutauschen.

Ralf Strobel

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