News: Auch Adam stammte aus Afrika
Das ist ein großer Durchbruch, keine Frage! kommentierte vor kurzem der international bekannte Humangenetiker Luca Cavalli-Sforza bei einer Tagung am Cold Spring Harbor-Laboratorium in New York die Erkenntnisse, die sein Kollege Peter Underhill von der Stanford-Universität (Kalifornien) bei der Analyse von Mutationen des nur bei Männern vorkommenden Y-Chromosoms gesammelt hat.
Auf die Urahnin aller Menschen waren die Forscher durch die Analyse des Erbguts der Mitochondrien gestoßen. Das sind die Kraftwerke der Zellen. Sie besitzen eine eigene DNA abseits jener im Zellkern. Mitochondrien-DNA wird aber nur mütterlicherseits vererbt. Manche Wissenschafter glaubten das allerdings nicht. Immerhin kam damit jenes Lehrgebäude ins Schwanken, wonach der moderne Mensch an mehreren Orten des Globus entstanden wäre und sich durch Vermischung weiterentwickelt hätte. Und schließlich fehlte ja auch noch der Beweis, daß die Männer ebenfalls aus Afrika stammen.
Genau das beweisen die Arbeiten von Underhill und seinem Kollegen Peter Oefner (Science vom 31. Oktober): Sie suchten auf dem nur bei Männern vorkommenden Y-Chromosom – es macht den Mann zum Mann – nach Charakteristika, die ebenfalls eine genetische Zurückverfolgung des Menschen in seine Uralt-Vergangenheit erlauben.
Der Hit unter diesen Markern: M42, ein Bestandteil des Y-Chromosoms, der nicht für die Produktion eines Eiweißstoffes benötigt wird und in der Geschichte der Menschheit offenbar plötzlichen Mutationen unterlag. M42 besteht bei Menschenaffen (Primaten) und bei einem Teil von Afrikanern aus der DNA-Base Adenin (A).
Doch vor 100 000 bis 200 000 Jahren wurde aus dem Adenin an dieser Genom-Stelle plötzlich ein Thymin (T). Während Männer mit dem A in Afrika blieben, wanderten Männer mit dem T aus dem Kontinent aus. Heute haben alle Männer außerhalb von Afrika das T, aber auch die meisten Männer in Afrika.
In Afrika wird das alte Adenin am M42-Ort auf dem männlichen Y-Chromosom noch immer bei fünf bis zehn Prozent der sudanesischen und äthiopischen Männer, weiters bei Buschmännern und Hottentotten gefunden. Die Umkehrung der Angelegenheit: Die Vorfahren der heutigen A-Männer blieben dort, wo die Menschheit entstanden ist: in Afrika. Die T-Männer hingegen – die Mutation von A zu T trat vor 100 000 bis 200 000 Jahren noch auf dem Schwarzen Kontinent auf – wanderten aus und machten sich die Erde untertan. Sie kehrten auch wieder nach Afrika zurück, wo sie jetzt die genetische Mehrheit darstellen.
Damit schwankt die alte Theorie endgültig, wonach die Menschheit zumindest sowohl in Afrika als auch in Asien entstanden sei. Wir glauben, daß alles, was an Männern in Asien gelebt haben mag, einfach ersetzt wurde, meint der US-Genetiker Michael Hammer von der Universität in Tucson im Bundesstaat Arizona. Die Auswandererwelle der Abkömmlinge von Adam aus Afrika hätte in anderen Erdteilen vorhandene Altmenschen verdrängt. Im menschlichen Erbgut seien aber wahrscheinlich trotzdem auch einige Reste früher Menschen aus Asien enthalten – Homo liebte niemals so, wie das die Rassen-Ideologien gerne haben woll(t)en.
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