Fortpflanzung: Auch Eizellen sind wählerisch
Menschliche Eizellen sind anscheinend wählerisch bei Spermien – und manchmal entscheiden sie sich auch gegen die des Partners. Zu diesem Ergebnis kommt eine Arbeitsgruppe um John Fitzpatrick von der Universität Stockholm. Das Team untersuchte in einer jetzt in den »Proceedings of the Royal Society B« veröffentlichten Studie, wie Spermien auf die chemischen Signale in der Follikelflüssigkeit reagieren, die die Eizelle nach dem Eisprung umgibt. Dabei zeigte sich, dass die Eizellen jeweils besser die Spermien von bestimmten Männern anlocken konnten als die von anderen. Zusätzlich scheinen verschiedene Eizellen die Spermien von jeweils anderen Männern zu bevorzugen und keineswegs immer die des von der Frau gewählten Partners. Nach Ansicht des Forschers zeigt sich hier eine aktive Auswahl durch die Eizelle. Die Spermien hätten nichts dabei zu gewinnen, bestimmte Eizellen zu bevorzugen, erklärt Fitzpatrick: Sie haben keine Wahl.
Dagegen könne es sich für Eizellen lohnen, wählerisch zu sein und genetisch besonders kompatible Spermien anzulocken. Dass sie das tatsächlich tun, sei jedoch eine völlig neue Idee, heißt es in der Pressemitteilung. Weibliche Lebewesen haben eine ganze Reihe Möglichkeiten, darüber zu bestimmen, welche Männchen ihren Nachwuchs zeugen – und die Partnerwahl ist nur eine Option. Bei einigen Wasservögeln zum Beispiel ist die Vagina mit »Verteidigungsstrukturen« ausgestattet, mit denen unerwünschte Geschlechtspartner daran gehindert werden, die Eizellen zu befruchten. Bei anderen Arten paaren sich die Weibchen mit vielen Männchen und »wählen« hinterher die geeigneten Spermien zur Befruchtung aus.
Ob auch Primaten diese als »kryptische Wahl« bezeichnete Form der sexuellen Selektion praktizieren, war bisher unklar. Wie die Wahl der Spermien durch die Eizelle im Detail funktioniert, ist ebenfalls noch weitgehend unbekannt. Die Follikelflüssigkeit enthält eine Reihe von Stoffen, die auf Spermien anziehend wirken, darunter Progesteron, das bereits im Eierstock produziert wird und dessen steigende Konzentration zur Eizelle hin die Spermien vermutlich zu ihrem Ziel leitet. Die Eizelle selbst produziert allerdings auch eigene Lockstoffe, über die bisher kaum etwas bekannt ist. Die Forschung soll vor allem die künstliche Befruchtung verbessern, so die Arbeitsgruppe; außerdem könnten solche Resultate dazu beitragen, zu klären, warum manche Paare ohne erkennbaren Grund kinderlos bleiben.
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