Von wegen Paläodiät: Auch Neandertaler ernährten sich von Kohlenhydraten
Im Mund der Neandertaler wimmelte es einst nur so von Bakterien, die stärkehaltige Nahrung abbauen können. Eine kohlenhydratreiche Ernährung könnte demnach eine lange Tradition im Stammbaum des Menschen haben.
Ernährung, Genetik und Gewohnheiten können die Mikrobenvielfalt im Mund eines Lebewesens beeinflussen. Um die Geschichte des oralen Mikrobioms von Menschenformen näher zu erforschen, haben James Fellows Yates vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und seine Kollegen das Erbgut von Mikroben sequenziert, die von den Zähnen verschiedener Primaten und Hominiden abgeschabt worden waren. Seine Ergebnisse veröffentlichte das Team im Magazin »PNAS«.
Die Abstammungslinien beider Gruppen hatten sich nach jetziger Kenntnis vor Jahrmillionen getrennt. Die Zahnfunde umspannten auch jenen Zeitraum, in dem der Mensch begann, sich zunehmend von Nutzpflanzen zu ernähren. Das dürfte sich ebenfalls auf die Bakterienvielfalt im Mund ausgewirkt haben.
Das Team fand dieselben zehn Bakterientypen bei modernen Menschen, Neandertalern und Affen, was auf den gemeinsamen Ursprung der Arten hinweist. Neandertaler und moderne Menschen – beide Mitglieder der Gattung Homo – teilten sich allerdings noch weitere Bakterien, die andere Menschenaffen nicht aufwiesen. Dazu zählt etwa eine Gruppe von Streptokokkus-Bakterien, die oft helfen, Stärke zu verdauen.
Die Gene, die es den Streptokokkus-Bakterien erlauben, Stärke in energiereichen Zucker umzuwandeln, waren bei modernen Menschen jedoch deutlich häufiger vorhanden als bei Neandertalern. Das deutet darauf hin, dass Stärke im Lauf der menschlichen Evolution ein immer wichtigerer Nahrungsbestandteil wurde.
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