Direkt zum Inhalt

Eingeschleppte Arten: Auch Teneriffa hat seine Problemkaninchen

Die Kanaren sind so etwas wie die Galapagosinseln Europas. Doch die einzigartige Pflanzenwelt wird durch hungrige Kaninchen bedroht.
Natternköpfe auf Teneriffa

Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) sehen zwar putzig aus – doch außerhalb ihrer natürlichen Heimat gelten sie als große Bedrohung für einzigartige Pflanzen. Das gilt auch für die Kanarischen Inseln, wo die Evolution zahlreiche endemische Gewächse hervorgebracht hat. Auf Teneriffa etwa werden die vor Jahrhunderten eingeschleppten Kaninchen zunehmend zur Gefahr für die Artenvielfalt, wie eine Studie von Jonay Cubas von der Universität von La Laguna auf Teneriffa in den »Proceedings of the Royal Society B« warnt. Die Tiere gelangten wahrscheinlich im 15. Jahrhundert mit spanischen Siedlern auf das Eiland, wo sie sich – wie zu erwarten – mangels natürlicher Feinde praktisch ungestört über fast die gesamte Insel ausbreiten konnten und mehrere hundert endemische Pflanzenarten gefährden.

Da sich diese Pflanzen ungestört durch weidende Säugetiere entwickelt haben, weisen die wenigsten von ihnen natürliche Abwehrmechanismen wie Gifte oder Dornen auf. Die Kaninchen können sie also problemlos fressen; tatsächlich bevorzugen sie sogar diese Arten gegenüber ebenfalls eingeschleppten Spezies vom Festland. »Unter den endemischen Arten zeigten mehr als zwei Drittel Schäden durch Kaninchenfraß«, schreiben Cubas und Co. Bei den exotischen Pflanzen bemerkten die Forscher dagegen nur bei weniger als einem Drittel entsprechende Spuren. Besonders betroffen waren zudem Pflanzen in den offenen und halboffenen Landschaften in höheren Lagen. Die dichten Lorbeerwälder im Nordosten der Insel waren weniger beeinträchtigt – sie bieten den Kaninchen schlechtere Lebensbedingungen.

Die Wissenschaftler fürchten, dass der Fraßdruck die endemischen Arten wie den eindrucksvollen Wildprets Natternkopf (Echium wildpretii, siehe Bild oben) langfristig gefährdet. »Wir gehen davon aus, dass diese Ergebnisse auch für andere Inseln weltweit gelten, da Teneriffa durch seine Vielfältigkeit und seine große Zahl an Ökosystemen und ökologischen Nischen als Modellsystem für sie gelten kann«, sagt der an der Studie beteiligte Geograf Severin Irl von der Goethe-Universität Frankfurt. Zum Schutz der Biodiversität empfehlen Irl und seine Kollegen dem El-Teide-Nationalpark auf Teneriffa und der dortigen Naturschutzbehörde, den Kaninchenbestand stark einzudämmen. Auf kleineren Inseln in der Subantarktis ist dies bereits geglückt: Die neuseeländische Campbell-Insel etwa ist bekannt für ihre Riesenkräuter, die unter anderem ebenfalls von Kaninchen kurz und klein gefressen wurden. Seit ihre Ausrottung gelang, kehren die Pflanzen wieder zurück.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.