Ornithologie: Auch Vögel kultivieren Zierpflanzen
Australische Graulaubenvögel (Chlamydera nuchalis) legen sich ziemlich ins Zeug, um potenzielle Partnerinnen von sich zu überzeugen: Sie bauen aus Gräsern und Zweigen Showbühnen, auf denen sie sich präsentieren, und schmücken den "Publikumsraum" mit allerlei bunten Gegenständen von Plastikdeckeln bis zu Schneckengehäusen. Nun berichten Biologen um Joah Madden von der Cambridge University, dass die krähenartigen Singvögel dabei offensichtlich auch Ansätze von aktiver Gärtnerei zeigen, um ihre Balzarena zu dekorieren.
Rund um die Nester der Tiere zählten die Ornithologen deutlich mehr so genannte Buschtomaten (Solanum ellipticum) als in der Umgebung. Dieses Nachtschattengewächs bringt leuchtend violette Blüten und grüne Früchte hervor, die die Vögel zur Zierde rund um ihre Laube drapieren. Wenn die Früchte vertrocknet sind, entfernen die Männchen sie aus der Arena und legen sie in der unmittelbaren Umgebung ab. Dort finden die Pflanzen optimale Keim- und Wachstumsbedingungen, weil die Laubenvögel ihr Areal regelmäßig von unerwünschten Gräsern und Kräutern säubern. So können die Buschtomaten konkurrenzfrei gedeihen.
Womöglich praktizieren die Vögel auch so etwas wie eine Zuchtauswahl, denn die von ihnen bevorzugten Pflanzen bringen Früchte von intensiverer grüner Färbung hervor als Buschtomaten, die nicht von den Graulaubenvögeln gehegt werden. In einem Test der Forscher zogen die Männchen zudem diese kraftvoll getönten Tomaten den blasseren vor. Da die Tiere ihre Balzplätze teilweise bis zu zehn Jahre lang nutzen, profitieren sie auch selbst von den Anpflanzungen, da die Nachtschattengewächse mehrjährig sind.
Die Forscher glauben, damit erstmals bei Tieren eine Art Gartenbau entdeckt zu haben, der auf Ziergewächse abzielt und nicht der Förderung von Nahrungspflanzen dient – ein Verhalten, dass ansonsten nur beim Menschen bekannt sei, so Madden. Gezielt angepflanzt hätten die Vögel die Buschtomaten aber zumindest anfänglich nicht, schränkt der Forscher ein: "Wir denken, dass sie diese Art nicht absichtlich pflanzten. Aber das Anhäufen bevorzugter Objekte im unmittelbaren Wohnumfeld deutet an, wie Kultivierung von Nutzpflanzen beginnen könnte."
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