Endstation Verbraucher: Auf das Gleichgewicht kommt's an
Eine Ernährung mit viel Wurst und Fleisch auf dem Speiseplan kann zu einer Übersäuerung führen. Doch ist das wirklich so? Darüber streiten sich selbst die Experten.
Während Naturheilkundler sogar eine chronische Übersäuerung kennen, ist dem Schulmediziner diese Krankheit eher fremd. Die Lehrmedizin kennt zwar die akute Übersäuerung, diese spielt aber hauptsächlich in der Intensivmedizin eine Rolle. Säurewerte, die Heilpraktiker schon für problematisch halten, deuten für den Hausarzt noch nicht auf eine Krankheit hin.
Es scheiden sich also die Geister. Die eindeutige Diagnose bei einer anhaltenden Übersäuerung ist zudem nicht einfach. Nach genauer Betrachtung entpuppen sich die beliebten Teststreifen als Reinfall. Sie messen lediglich den Säuregehalt des Urins. Wenn Säure ausgeschieden wird, ist das natürlich allemal besser, als wenn sie im Körper bleibt. Bei der Diagnose kommt es jedoch weniger darauf an, wie viel Säure ausgeschieden wird, sondern auf die Menge, die noch im Körper ist. Diese genau festzustellen, ist selbst mit einer Blutuntersuchung nicht möglich. Für den Patienten dürfte es insgesamt schwer werden, bei der Vielzahl der Meinungen selbst den Überblick zu behalten.
Fest steht, dass der Körper fähig ist, falsche Ernährung bis zu einem gewissen Grad selbst auszugleichen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zudem ist Sport in Maßen sehr gut für den Säure-Basen-Haushalt. Er kurbelt den Stoffwechsel an, sorgt so für verbesserten Stofftransport und schnelleren Stoffabbau. Wer es dagegen übertreibt mit der körperlichen Anstrengung, bewirkt genau das Gegenteil. Denn wenn der Körper über seine Leistungsgrenze hinaus belastet wird, fangen die Muskeln an, Nährstoffe ohne Sauerstoff zu verbrennen. Die Folge: Milchsäure wird produziert. Entsteht zu viel von der Säure, lagert sie sich in den Muskeln ein und macht den Körper vorübergehend saurer.
Eher ungewiss ist der Nutzen von Pillen, Pülverchen und Tees, die gegen Übersäuerung wirken sollen. Sie helfen nur dabei, für mehr oder weniger Geld, das zu regeln, was der Körper im Normalfall selbstständig erledigt.
Kurz gesagt: Eine ausgewogene Ernährung und Sport in Maßen reichen beim gesunden Menschen völlig aus, um sich um das Thema Übersäuerung keine Gedanken mehr machen zu müssen. Unser Körper regelt das dann einfach selbst.
Matthias Knoll
Dieser Beitrag ist Teil eines Projektes der Studenten des 3. und 5. Semester Wissenschaftsjournalismus der Hochschule Darmstadt zum Thema "Ernährung":
Das große Fressen
Während Naturheilkundler sogar eine chronische Übersäuerung kennen, ist dem Schulmediziner diese Krankheit eher fremd. Die Lehrmedizin kennt zwar die akute Übersäuerung, diese spielt aber hauptsächlich in der Intensivmedizin eine Rolle. Säurewerte, die Heilpraktiker schon für problematisch halten, deuten für den Hausarzt noch nicht auf eine Krankheit hin.
Es scheiden sich also die Geister. Die eindeutige Diagnose bei einer anhaltenden Übersäuerung ist zudem nicht einfach. Nach genauer Betrachtung entpuppen sich die beliebten Teststreifen als Reinfall. Sie messen lediglich den Säuregehalt des Urins. Wenn Säure ausgeschieden wird, ist das natürlich allemal besser, als wenn sie im Körper bleibt. Bei der Diagnose kommt es jedoch weniger darauf an, wie viel Säure ausgeschieden wird, sondern auf die Menge, die noch im Körper ist. Diese genau festzustellen, ist selbst mit einer Blutuntersuchung nicht möglich. Für den Patienten dürfte es insgesamt schwer werden, bei der Vielzahl der Meinungen selbst den Überblick zu behalten.
Fest steht, dass der Körper fähig ist, falsche Ernährung bis zu einem gewissen Grad selbst auszugleichen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zudem ist Sport in Maßen sehr gut für den Säure-Basen-Haushalt. Er kurbelt den Stoffwechsel an, sorgt so für verbesserten Stofftransport und schnelleren Stoffabbau. Wer es dagegen übertreibt mit der körperlichen Anstrengung, bewirkt genau das Gegenteil. Denn wenn der Körper über seine Leistungsgrenze hinaus belastet wird, fangen die Muskeln an, Nährstoffe ohne Sauerstoff zu verbrennen. Die Folge: Milchsäure wird produziert. Entsteht zu viel von der Säure, lagert sie sich in den Muskeln ein und macht den Körper vorübergehend saurer.
Eher ungewiss ist der Nutzen von Pillen, Pülverchen und Tees, die gegen Übersäuerung wirken sollen. Sie helfen nur dabei, für mehr oder weniger Geld, das zu regeln, was der Körper im Normalfall selbstständig erledigt.
Kurz gesagt: Eine ausgewogene Ernährung und Sport in Maßen reichen beim gesunden Menschen völlig aus, um sich um das Thema Übersäuerung keine Gedanken mehr machen zu müssen. Unser Körper regelt das dann einfach selbst.
Matthias Knoll
Dieser Beitrag ist Teil eines Projektes der Studenten des 3. und 5. Semester Wissenschaftsjournalismus der Hochschule Darmstadt zum Thema "Ernährung":
Das große Fressen
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