News: Auf den Spuren der Hochtemperatur-Supraleitung
Die BCS-Theorie kann jedoch nicht alle Eigenschaften der Hochtemperatur-Supraleiter erklären, die bereits um 100 K (-173 oC) ihren Widerstand verlieren. Einige Physiker vermuten darum, daß es einen zweiten Effekt gibt, der Supraleitung hervorrufen kann. Nach ihren Vorstellungen bilden die meisten Elektronen zwar Paare aus, doch nur wenige von ihnen kondensieren in einen gemeinsamen Quantenzustand. Einen Erklärungsversuch dafür lieferte die exotische Charge-Stripe-Theorie, nach der Ladung und Spin eines Elektrons getrennt werden können.
Zhi-Xun Shen und seine Mitarbeiter an der Stanford University unterzogen diese Vorstellung einigen experimentellen Tests (Science vom 10. April 1998). Sie beschossen den Hochtemperatur-Supraleiter Wismuth-Strontium-Calcium-Kupfer-Oxid, der bei einer kritischen Temperatur von 120 K supraleitend wird, mit Photonen. Aus der Energie und dem Impuls der Elektronen, die dabei aus ihren Bahnen gestoßen wurden, konnten die Forscher ablesen, daß tatsächlich alle Elektronen in Cooper-Paaren gekoppelt waren. Doch anders als bei den Tieftemperatur-Supraleitern besaßen die Elektronen in einem Paar völlig unterschiedliche Impulse. Die Ergebnisse bestätigten außerdem den Impulsübertrag zwischen den Elektronen und dem Material, so wie ihn die Charge-Stripe-Theorie vorausgesagt hatte.
Nach Ansicht von Experten ist dies noch nicht der Sieg des neuen Modells. Die erste Feuerprobe hat es allerdings mit Bravour bestanden.
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