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News: Auf der Suche nach dem ersten Amerikaner

Die gerade erst einige tausend Jahren alten Schädel amerikanischer Ureinwohner in Mexiko verwirren die Geschichte von der Besiedlung der Neuen Welt. Denn sie ähneln nicht etwa denen der aus Nordostasien stammenden Indianer Nordamerikas, sondern denen der Paläoamerikaner, die einst aus Südostasien und Ozeanien einwanderten.
Schädel
Irgendwann während der letzten Eiszeit nahmen die Menschen die Neue Welt Amerikas in Beschlag, darüber sind sich die Forscher weitgehend einig. Wann genau die ersten Menschen ihren Fuß auf den amerikanischen Kontinent setzten, und vor allem wo dies geschah, ist hingegen seit Jahrzehnten Gegenstand heftiger Diskussionen.

Spätestens vor 12 000 Jahren jedenfalls begannen in Nordamerika die ersten Amerikaner die große Jagd auf die Mammuts - bezeugt ist dies durch die weit verbreiteten typischen Waffenfunde der Clovis-Kultur. Und da Asien hier um die Ecke liegt, schien bald klar, dass die ersten Amerikaner im hohen Nordwesten über die seinerzeit trocken liegende Beringia-Landbrücke einwanderten.

Doch dann stießen Forscher auf noch ältere Schädel der so genannten Paläoamerikaner, die gar keine nordasiatischen Merkmale aufwiesen, sondern denen der Südasiaten und Südseebewohner Ozeaniens glichen - und keinerlei Ähnlichkeit mit den heute lebenden Indianern hatten. Somit könnten die ersten Siedler Amerikas auch südasiatischen oder ozeanischen Ursprungs gewesen sein, während die Clovis erst später aus der Mongolei oder Nordostasien nach Nordamerika kamen. Sie waren schließlich die Urahnen der meisten nordamerikanischen Indianer - die so genannten Amerindianer - während die Paläoamerikaner zu den meisten heute noch lebenden Ureinwohnern Amerikas keinerlei Beziehung hatten.

Doch so einfach ist die Sache offenbar nicht, denn wie ein Forscherteam um Rolando González-José von der Universitat de Barcelona jetzt herausfand, haben auch Schädelfunde auf der mexikanischen Baja-California-Halbinsel - sie stammen aus dem späten Holozän und sind somit nicht älter als ein paar tausend Jahre - mit denen der heute lebenden Amerindianer nichts gemein. Merkwürdigerweise ähneln sie vielmehr denen der eigentlich nachkommenlosen Paläoamerikaner.

Die Forscher hatten von 33 Schädeln dreidimensionale Computerscans angefertigt und diese mithilfe statistischer Methoden mit denen der Paläoamerikaner und Amerindianer verglichen. Und dabei rekonstruierten sie bei den Baja-California-Menschen kurze und schmale Gesichter sowie längliche Hirnhöhlen, wie sie für die Paläoamerikaner, nicht aber für die Amerindianer typisch sind.

Die Forscher haben deshalb kaum einen Zweifel: Die Baja-California-Menschen haben ihren Ursprung bei den Paläoamerikanern, die womöglich - nachdem die Eiszeit zu Ende gegangen war und die Verwüstung rasch foranschritt - in der Baja California Zuflucht fanden, dort aber zunehmend isoliert wurden. Der Kontakt zu anderen nordamerikanischen Indianern brach ab, und als sie Generationen später von jesuitischen Missionaren besucht wurden, war ihr endgültiger Untergang bald besiegelt.

Ob diese Erkenntnisse letztlich auch Aufschluss über die tatsächliche Herkunft der ersten Amerikaner geben, ist noch ungewiss. Tom Dillehay von der University of Kentucky etwa geht auf der Basis der wahrscheinlichen Bevölkerungsentwicklung nach dem Ende der Eiszeit davon aus, dass auch die Menschen in der Baja California erst vor höchstens 12 000 Jahren dort ankamen - also ungefähr zu der gleichen Zeit, als im Norden die Clovis-Kultur ihren Anfang hatte. Vielleicht wurde Amerika ja von Norden und Süden her mehr oder minder gleichzeitig erobert.

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