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News: Auf die sanfte Tour

Wer vielfacher Vater werden möchte in einem Hyänen-Clan, der sollte sich nicht als dominanter Herr im Hause präsentieren. Denn die Weibchen bevorzugen Einfühlungsvermögen.
Aggressiv sollen sie sein, beißlustig und Aasfresser – um den Ruf der afrikanischen Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) steht es wirklich nicht gut. Dabei spielen die Tiere eine wichtige Rolle im Ökosystem, und ihre von Weibchen dominierte Gesellschaft bietet ein spannendes Forschungsfeld. Denn wenn die Weibchen das Sagen haben, wen und warum akzeptieren sie dann als Vater für den Nachwuchs?

Marion East vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin und ihre Kollegen beobachten schon seit Jahrzehnten Hyänen-Clans in der Serengeti. Mithilfe genetischer Analysen, die sie an Haarbüscheln durchführten, konnten sie für 236 junge und 130 erwachsene Tiere die Familienverhältnisse klären. Und außerdem verfolgten sie mit scharfem Blick, wie die Tüpfelhyänen verschiedener Geschlechter miteinander umgehen.

Denn auch hier gibt es verschiedene Männertypen: die freundliche, einfühlsame Variante, die Weibchen schnüffelnd begrüßt, bei der Fellpflege hilft und sich insgesamt aufmerksam zeigt. Und dann ist da noch der aggressive Artgenosse, der nach den potenziellen Partnerinnen schnappt, sie anspringt oder sogar gegen ihren Willen zu begatten versucht – ein Verhalten, das auf wenig Gegenliebe stößt. Gelegentlich versuchen manche, eine Angebetete dadurch zu beeindrucken, dass sie ihr Wochen, wenn nicht Monate, auf Schritt und Tritt folgen. Oder sie drängen sich immer dazwischen, wenn sich ein vermeintlicher Rivale nähert.

Allerdings – die harte Taktik fruchtet nicht. Denn als die Forscher die Jungtiere den Vätern zuordneten, machten die sanften Männchen das Rennen, vor allem je länger sie schon zur Gruppe gehörten: Zehn kleine Hyänen hatten sie durchschnittlich gezeugt, wenn sie kürzer als zwei Jahre mit den Weibchen umherzogen. Begleiteten sie den Clan schon seit mehr als vier Jahren, waren sie sogar stolze Väter von 56 Jungen. Außerdem kamen sie auch häufiger zum Zuge, denn die noch neueren Genossen konnten acht Weibchen begatten, während die langfristigen Begleiter immerhin 46 Partnerinnen gewinnen konnten.

Die machohaften Tüpfelhyänen hatten hingegen keine Chance – nicht ein Junges war von ihnen. Der vermeintliche Besitzanspruch, der anderen Männchen gegenüber zur Schau gestellt wurde, wirkte ebenso abstoßend und zog keinen Nachwuchs nach sich, während das ständige Verfolgen die Erfolgsquote weder positiv noch negativ, also schlicht überhaupt nicht beeinflusste.

Dazu kommt, dass die Weibchen, obwohl der dominierende Part in der Gesellschaft, auch noch so manchen Trick anwenden. Beispielsweise machen sie es den Männchen schwer zu erkennen, wann der optimale Zeitpunkt für ein Rendezvous wäre. Außerdem paaren sie sich mit mehreren Artgenossen, um so die Vaterschaft zu verwischen – und damit vielleicht zu verhindern, dass ein eifersüchtiges Männchen den Nachwuchs eines anderen tötet. Denn könnte er selbst der Erzeuger sein, wird er sich auch nicht an den Jungen vergreifen.

"Die Studie zeigt, welch enormes Ausmaß an 'sexueller Politik' zwischen den Mitgliedern des großen Hyänenclans betrieben wird", meint Marion East. Und während sich menschliche Männlein und Weiblein noch darüber auseinander setzen, ob Softies oder Machos mehr Erfolg haben, ist bei den Hyänen die Entscheidung der Frauen längst gefallen: Sie bevorzugen die sanfte Tour.

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