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News: Auf Streichelkurs

Ein zärtlicher Strich über die Wange und ein wohliges Gefühl durchflutet uns. Doch warum fühlen sich Streicheleinheiten eigentlich so gut an?
Jeder braucht sie und jeder genießt sie, manche sind regelrecht süchtig danach. Die Rede ist von wohltuenden Streicheleinheiten, Zärtlichkeiten oder liebevollen Berührungen. Doch wie unterscheidet unser Körper eigentlich zwischen einer sanften Liebkosung und einem geschäftlichen Händedruck? Wer oder was vermittelt unserem Gehirn, ob wir zärtlich gestreichelt oder nur vom Zugnachbarn am Bein gestreift werden?

Eine Frage, die nicht so trivial ist, wie sie zunächst scheinen mag, denn unser Tastsinn verarbeitet täglich Dutzende verschiedenartiger Reize und erzeugt somit für uns ein "greifbares" Bild unserer Umwelt. Schnelle sensorische Nerven sorgen dafür, dass alles, was wir ertasten oder berühren, sofort weitergeleitet und im Gehirn verarbeitet wird. Doch woher "wissen" die zahlreichen, in den unterschiedlichen Hautschichten liegenden Rezeptoren und ihre nachgeschalteten Nerven, ob das von ihnen empfangene Signal nur eine unpersönliche Berührung oder der Zuneigungsbeweis einer vertrauten Person ist?

Auch Håkan Olausson vom Sahlgrenska University Hospital in Schweden und seine Kollegen interessierten sich für diese Thematik und suchten nach einer plausiblen Erklärung für den kleinen, aber feinen Unterschied. Ausgerechnet eine Patientin, die den Großteil ihrer Tastnerven in der Haut aufgrund einer Erkrankung verloren hatte, half den Forschern nun, das Rätsel um die Empfindung der Streicheleinheiten zu lüften.

Denn trotz ihrer Krankheit konnte die Frau zarte Berührungen wahrnehmen – beispielsweise solche, welche die Wissenschaftler durch das langsame Streicheln ihres Armes mit einem weichen Pinsel hervorriefen. Zum Erstaunen der Forscher empfand die Patientin dies sogar als angenehm. Aufzeichnungen ihrer Gehirnaktivität ergaben dabei, dass während des Streichelns vor allem die für Gefühle zuständigen Bereiche der Hirnrinde rege wurden.

Als Übermittler der angenehmen Empfindung sieht Olausson einen Nerventyp, dessen Aufgabe lange Zeit unbekannt war und der von der Krankheit der Patientin glücklicherweise verschont geblieben ist. Diese, als C-Nervenfasern bezeichneten Leitungsbahnen, besitzen – im Gegensatz zu den übrigen Tastnerven – keine schützende Isolierschicht aus Myelin und übertragen Signale deshalb nur sehr langsam. Abgesehen von unbehaarten Partien unseres Körpers, verfügen wir überall über diesen Faser-Typ. Wird er stimuliert – so vermuten die Forscher –, dann setzt er Glückshormone frei, die uns schließlich zu dem ersehnten wohligen Schauer verhelfen.

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