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Klimaschutz: Aufforstung kann Flüsse austrocknen

Neue Wälder gelten als gute Waffe gegen den Klimawandel. Am falschen Standort können sie aber sogar schaden - und die Wasserversorgung schwer beeinträchtigen.
Holzplantage gegen die Erderwärmung

Seit der Jahrtausendwende wurden weltweit nicht nur riesige Flächen in den Tropen gerodet, sondern haben sich auch mindestens 80 Millionen Hektar Wald wieder regeneriert oder wurden aufgeforstet. Und erst 2019 empfahlen Wissenschaftler groß angelegte Neupflanzungen von Wäldern zum Klimaschutz. An der falschen Stelle oder mit den falschen Arten können diese Vorhaben jedoch schwer wiegende Konsequenzen für den lokalen und regionalen Wasserhaushalt haben. Das zeigt eine Untersuchung von Laura Bentley von der University of Cambridge und ihrem Team, die in »Global Change Biology« erschien.

Sie haben dazu 43 Gebiete rund um die Erde herangezogen, in denen aufgeforstet wurde, und untersucht, wie sich dies auf die jeweiligen Fließgewässer ausgewirkt hat. Innerhalb der ersten fünf Jahre hatte sich demnach das Wasservolumen in den betroffenen Flüssen um 25 Prozent verringert; nach 25 Jahren betrug der Rückgang sogar im Mittel 40 Prozent. Manche Fließgewässer waren dadurch völlig versiegt. Die stärksten Veränderungen beobachteten Bentley und Co in Australien und im südlichen Afrika. Selbst wenn man andere Veränderungen im Einzugsgebiet und die Folgen der Erderwärmung berücksichtige, hätten Wälder einen negativen Einfluss auf das Wasservolumen, schreiben die Wissenschaftler.

Diese Erkenntnis kommt nicht überraschend, da die Bäume Wasser verdampfen und den Abfluss damit minimieren. Doch konnten die Forscher selbst nach längerer Zeit keine nachhaltige Erholung des Wasservolumens feststellen, was bislang unverständlich war. Zudem kommt es stark darauf an, wo Wälder gepflanzt werden und mit welchen Arten. Findet Aufforstung beispielsweise auf natürlichem Grasland mit gutem Bodengefüge statt, schadet dies dem Wasserfluss sehr deutlich. Auf degradiertem Ackerland sieht die Situation dagegen anders aus: Hier verringert sich der Abfluss ebenfalls, aber gleichzeitig verhindern die Bäume, dass zu viel Land abgeschwemmt wird. Die Bodeneigenschaften verbessern sich dadurch, was wiederum in späteren Phasen dem Abfluss zugutekommt.

Bach in einem Wald | Bäume haben einen hohen Wasserbedarf. Am falschen Standort können sie Fließgewässer versiegen lassen.

Zudem beeinflussen Bäume die Hydrologie in feuchten Zeiten stärker als in trockenen. Fällt zu wenig Regen, reduzieren sie auch ihre Verdunstungsleistung, weswegen mehr Wasser im Boden bleibt und in Fließgewässer sickern kann.

In manchen Regionen wie in Südafrika kann nicht angepasste Aufforstung den Wassermangel daher durchaus verschärfen. Im Südwesten des Landes beispielsweise sorgen Kiefernplantagen für abgesenkte Grundwasserspiegel, weswegen sie teilweise wieder abgeholzt und durch natürliche Vegetation ersetzt werden. »Aufforstung ist ein wichtiges Werkzeug gegen den Klimawandel. Aber wir müssen sorgfältig planen, wo wir dies am besten tun. Denn mancherorts wird sonst der Wasserverlust die Vorzüge des Bäumepflanzens völlig aufheben«, sagt Bentley.

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