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Krebstherapie: Hochgerüstete Stammzellen gegen Hirntumoren

Krebszelle

Seit einiger Zeit wissen Forscher, dass neuronale Vorläuferzellen Tumoren im Gehirn erkennen, aufsuchen und bekämpfen: Die Stammzellen verlassen dabei ihre Nischen, binden zielgenau an die Krebszellen und schütten hemmende Signalstoffe aus. Bei erwachsenen Patienten mit tödlichen Gliomen versagt die körpereigene Verteidigung allerdings meist. Mediziner zeigten nun aber an Mäusen, dass die präzise operierenden Anti-Krebs-Stammzellen vielleicht erfolgreich aufgerüstet werden können.

Die Forscher um Karen Aboody vom City of Hope Medical Center in Kalifornien hatten neuronale Stammzellen zunächst so modifiziert, dass sie ein bestimmtes Enzym produzierten: eine Cytosin-Desaminase, die aus der für Zellen harmlosen Verbindung 5-Fluorocytosin das für das sich schnell teilenden Zellen eines Tumors toxische 5-Fluorouracil bildet. Dieser Wirkstoff wird schon in der Chemotherapie angewandt, kann aber wegen seiner Nebenwirkungen nicht systemweit in hoher Dosis eingesetzt werden. Die veränderten Stammzellen spritzten die Forscher Mäusen mit Hirntumoren. Zudem verabreichten sie den Tieren das harmlose Vorläufermolekül 5-Fluorocytosin.

Vorerst nur in Mäusen: Stammzellen gegen Hirntumor

In den Versuchstieren breitete sich die Verbindung ins Gehirn aus. Zudem wanderten die Stammzellen hier ein, umschlossen die Hirntumoren und schütteten die Cytosin-Desaminase aus, die vor Ort 5-Fluorocytosin in toxisches 5-Fluorouracil umwandelte. So waren nur die Gliome einer hohen Dosis ausgesetzt, während der Rest des Körpers von der Chemoattacke verschont blieb. In den so behandelten Mäuse schrumpften die Tumoren, offensichtliche schwer wiegende Nebenwirkungen blieben aus.

Nach dem erfolgreichen präklinischen Test möchten die Forscher bald eine klinische Studie auch an hoffnungslos erkrankten menschlichen Patienten durchführen. Eine völlige Heilung sei mit der Methode vorerst nicht zu erwarten, weil sie nie das gesamte Gliom vollständig verschwinden ließ, geben die Mediziner zu bedenken. Die Therapie könne aber in Kombination mit anderen Anwendungen hilfreich sein.

  • Quellen
Sci Trans Med 5, 184ra59, 2013

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