Grippe: Aufklärung macht Impfskeptiker noch skeptischer
Der Irrglaube, man könne sich durch eine Grippeimpfung überhaupt erst mit der Grippe anstecken, ist weit verbreitet. Klärt man Menschen, die eine Immunisierung ohnehin schon ablehnen, darüber auf, dass dieser Mythos nicht stimmt, dann sind sie allerdings noch seltener gewillt, sich impfen zu lassen. Zu dieser überraschenden Erkenntnis gelangten nun Forscher um Brendan Nyhan vom Dartmouth College.
Die Wissenschaftler befragten US-amerikanische Probanden zu ihrer Absicht, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Vorher las ein Teil der Teilnehmer einen Text, der ihnen ausführlich erklärte, man könne von einer Grippeimpfung keine Grippe bekommen. Eine Vergleichsgruppe erhielt einen Text, der mögliche echte Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken aufzählte, eine dritte Gruppe erhielt gar keine zusätzlichen Informationen. In der anschließenden Auswertung zeigte sich, dass bei den meisten Probanden keiner der Infotexte die Entscheidung für oder gegen eine Impfung messbar beeinflusste. Sie fühlten sich lediglich besser informiert. Bei jenen Versuchsteilnehmern, die ohnehin schon impfskeptisch eingestellt waren, zeigt sich allerdings ein ungewöhnlicher Effekt: Lasen sie den Text, der direkt mit dem Impfmythos aufräumte, dann wollten sie sich anschließend sogar noch seltener impfen lassen.
Wie kann das sein? Nyhan und seine Kollegen vermuten, dass der Text bei dem Impfskeptikern zwar mit der konkreten Befürchtung, eine Impfung könne Grippe auslösen, aufräumt – ihnen gleichzeitig aber auch zahlreiche andere Bedenken wieder in Erinnerung ruft. Derartige Irrtümer direkt anzusprechen, sei also offenbar nicht immer ein guter Weg, um die Impfbereitschaft zu erhöhen.
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