News: Aufnahme von DNA im Dickdarm
Forschungergebnisse holländischer Wissenschafter erwecken nach Ansicht von Hub Noteborn vom niederländischen State Institute for Quality Control of Agricultural Products Zweifel an der raschen Abbaubarkeit von DNA im Verdauungssystem. Die Forscher um Robert Havemaar vom TNO Nutrition and Food Institute in Zeist bauten ein mechanisches Modell des Magen-Darmtraktes und statteten es mit den normalerweise in den Eingeweiden vorkommenden Bakterien und Enzymen aus.
Als das Modell benutzt wurde, um die Verdauung von Bakterien mit Resistenzgenen zu erforschen, fanden die Wissenschaftler, daß die DNA der Bakterien im Dickdarm eine Halbwertszeit von sechs Minuten hatte. "Das macht sie für Zellveränderungen verfügbar" sagte Havemaar. Handelte es sich um einen Typ herkömmlicher Darmbakterien wie Enterococcus, hätte jedes Bakterium eine Chance von eins zu zehn Millionen gehabt, DNA mit Resistenzgene weiterzugeben. Da der Darm von etwa einer Billiarde Bakterien bevölkert ist, liegt es nahe, daß viele Gene übertragen werden. Werden einige der normalerweise den Darm besiedelnden Bakterien ausgerottet, wie etwa bei einer Antibiotika-Behandlung des Menschen oder Tieres, dann steigt die Übertragungsgeschwindigkeit um das Zehnfache. "Das ist das erste Mal, daß diese Geschwindigkeit gemessen wurde", sagte Noteborn.
Bei der gentechnisch veränderten Flavr Savr Tomate oder auch bei normalerweise nicht im Darm vorkommenden Bakterien wie Lactobacillus wurde keine meßbare Übertragung von resistenzerzeugenden Genen festgestellt. Allerdings erreichten zehn Prozent der Tomaten-DNA den Dickdarm. Die Forscher möchten nun den entscheidenden Test durchführen: ob fremde Bakterien oder gentechnisch veränderte Nahrungsmittel in der Lage sind, ihre Gene zu übertragen, wenn die natürliche Darmflora dezimiert ist.
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