Regenerative Medizin: Augenbecher aus dem Reagenzglas
Embryonale Stammzellen gelten als Universaltalente: Je nach Umgebung können sie sich zu verschiedenen Zelltypen ausdifferenzieren. Forschern vom Riken-Zentrum für Entwicklungsbiologie in Kobe (Japan) stellten nun eine Substanz her, mithilfe derer sich die zellulären Alleskönnern zu Netzhautgewebe entwickeln.
Yoshiki Sasai und seine Kollegen arbeiteten mit einem Kulturmedium, das ein so genanntes Matrigel enthielt – Teile extrazellulärer Matrix – sowie andere Proteine, die den Nährboden für eine spezifische Ausdifferenzierung menschlicher embryonaler Stammzellen darstellten. Tatsächlich formierten sich die in dem Medium gezüchteten Zellen innerhalb einiger Wochen zu einem Gebilde, das dem embryonalen Augenbecher ähnelte: eine doppelschichtige Struktur, aus der während der Embryonalentwicklung die Netzhaut und das Pigmentepithel entstehen. Wie im menschlichen Auge entwickelten sich manche Stammzellen zu äußeren Pigmentzellen, andere zu innenliegenden lichtempfindlichen Fotorezeptoren sowie wieder andere zu Vorläufern weitere in der Netzhaut enthaltenden Zelltypen, wie etwa Ganglien- und amakrine Zellen.
Bereits 2011 war den Forschern dieses Kunststück mit embryonalen Stammzellen von Mäusen gelungen. Die menschlichen Zellen wachsen jedoch deutlich langsamer und bilden größere Augenbecher – ganz nach dem Vorbild der Natur. Die Stammzellen besitzen somit offenbar artspezifische Informationen über die verschiedenen Gewebetypen.
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