Schule: Ausgebrannte Lehrer, gestresste Schüler
Bei einer Untersuchung an 17 Grundschul- und Unterstufenklassen in Kanada haben Forscher einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Stresslevel der Schüler und Burnout-Erscheinungen ihrer Klassenlehrerinnen und -lehrer gefunden. Die Forscher um Eva Oberle von der University of British Columbia in Vancouver sehen hier ein fatales Wechselspiel am Werk: Vermutlich verstärken sich der Stress der Kinder und der der Lehrkräfte gegenseitig.
Die Wissenschaftler haben an 13 Schulen im Umkreis von Vancouver über 400 Schulkinder zwischen 8 und 13 Jahren untersucht. An einem Schultag maßen sie mehrfach hintereinander den Cortisolgehalt im Speichel. Ein erhöhter Wert dieses Hormons gilt als Hinweis auf Stress, der sich unter anderem in Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten manifestieren kann.
Gleichzeitig erfassten sie mit Hilfe standardisierter Fragebögen, ob und in welchem Ausmaß die Klassenlehrer unter Burnout-Erscheinungen litten. Gefragt wurde etwa danach, wie sehr sie Anteil nehmen am Schicksal der Kinder oder wie erschöpft sie nach einem Arbeitstag sind.
Zwischen beiden Messgrößen fanden die Wissenschaftler einen klaren Zusammenhang, unklar ist aber, wodurch er hervorgerufen wird. Vermutlich komme es häufig zu einer Art "Ansteckung" mit Stress, meinen Oberle und ihre Koautorin Kimberly Schonert-Reichl: Berufliche Probleme beim Lehrer führten beispielsweise schnell zu einem eher restriktiven Lehrstil, der für ein schlechtes Klima in der Klasse sorge, das Stresslevel erhöhe und problematische Verhaltensweisen auslöse. Diese wiederum steigern die Belastung, der Lehrerin oder Lehrer ausgesetzt sind, wodurch sich der Kreislauf fortsetzt.
Nach Meinung der Forscherinnen sei es darum unter anderem wichtig, den Lehrkräften kollegiale Unterstützung zukommen zu lassen und ihnen berufliche Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten anzubieten. So ließen sich die Burnout-Erscheinungen abmildern – was wiederum positive Auswirkungen auf das Klima in der Klasse und das gesundheitliche Wohlbefinden der Schüler habe.
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