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News: Ausgehungerte Tumoren dank Infektionen

Eigentlich sollte man denken, dass ein geschwächtes Immunsystem dem Wachstum von vorhandenen Tumoren dienlich wäre. Doch so ist es nicht. Im Gegenteil - wenn Mäuse mit lebensbedrohenden Erregern infiziert sind, schrumpfen bei ihnen die Krebsgeschwüre. Bislang unbekannte Moleküle hemmen dann die Versorgung der Tumoren, indem sie die kleinen Blutgefäße verkümmern lassen. Der Tumor verhungert sozusagen, bildet sich zurück und verschwindet manchmal sogar ganz. Damit bietet sich ein verlockender neuer Ansatz in der Krebsbehandlung.
Wenn bei Herzerkrankungen versorgende Gefäße verschlossen sind und der Körper sich neue Routen für den Blutfluss bahnen, bildet er neue Blutgefäße. Diesen Vorgang bezeichnet man als Angiogenese. Aber auch für das Tumorwachstum ist dieser Prozess essentiell. Winzige Geschwüre können problemlos durch Diffusion mit Sauerstoff versorgt werden. Erreichen sie aber eine bestimmte Größe, reicht dies nicht mehr aus und eigene Versorgungsleitungen, die in das Gewebe einwachsen, sind für ihr Überleben notwendig. Einige interessante neue Methoden der Krebsbehandlung beschäftigten sich bereits damit, diese Gefäße zu verschließen und die Tumoren so auszuhungern. Doch was in Tierversuchen sehr vielversprechend begann, setzte sich bei Patienten leider kaum durch.

Nun hat ein Wissenschaftlerteam um Andrei Thomas-Tikhonenko von der School of Veterinary Medicine der University of Pennsylvania etwas Erstaunliches entdeckt. Die Forscher untersuchten Mäuse, die mit einer lebensbedrohlichen Infektion durch den Krankheitserreger Toxoplasma gondii kämpften. Gleichzeitig litten die Nager an Tumoren. Anstatt dass sich die Geschwüre noch weiter ausbreiteten, schrumpften sie merklich, manche verschwanden sogar ganz. Bislang hatten die Forscher geglaubt, dass dies das Werk des Immunsystems mit seinen gefräßigen Makrophagen und streitbaren Lymphocyten wäre.

Doch Thomas-Tikhonenko kann diesen Effekt ausschließen. Er kreierte hierzu einen Mausstamm, dem die normalerweise in erster Reihe des Immunsystems kämpfenden Zellen fehlten: Die Tiere besaßen weder T-Lymphocyten noch Makrophagen oder natürliche Killerzellen. Und doch war bei den Nagern das Tumorwachstum unterdrückt, wenn sie mit dem Pathogen ernsthaft infiziert waren. Außerdem kam hinzu, dass der untersuchte Tumor keine Antigene produziert, die vom Immunsystem der Maus erkannt werden können. Er bleibt mehr oder weniger gut getarnt und entgeht somit dem Angriff. Doch trotzdem geht er zurück.

Verantwortlich hierfür ist ein von der Maus produziertes Protein, das den Organismus normalerweise gegen die Infektion mit dem Erreger Toxoplasma gondii schützt: Es hemmt auch die Angiogenese. Doch welche Moleküle genau für das Ausbleiben der neuen Blutgefäße, und somit für das Verhungern der Geschwüre, notwendig sind, bleibt noch im Dunkeln. Sehr wahrscheinlich ist, dass es sich um eine Kombination schon bekannter Wirkstoffe wie Interferon und neuer Moleküle handelt. Die Forscher wollen dem nun auf den Grund gehen, indem sie die geheimnisvollen Stoffe aus infizierten Tieren gewinnen. Doch die Suche nach dem genauen chemischen Faktor könnte noch Monaten, wenn nicht sogar Jahre dauern.

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