News: Ausgeruht tötet es sich leichter
Normalerweise haben es Parasiten nicht leicht. Wenn sie ein anderes Lebewesen befallen, heißt es abzuwägen. Gewünscht ist ein Maximum an Verbreitung. Dazu werden die Körperfunktionen des Wirtes auf Reproduktion des Eindringlings umprogrammiert, mit dem Resultat, daß der befallene Organismus krank wird. Stirbt dieser allerdings zu früh, ist dem Parasiten auch nicht geholfen, da er mit in den Tod gerissen wird. Ein Kompromiß muß her, den die Evolution mit Parasiten fand, die nur mäßig gefährlich sind. Der Rest stirbt aus.
Was geschieht aber, wenn die Schädlinge auch längere Zeit inaktiv sein können? Werden sie gefährlicher? Bereits 1996 formulierten Wissenschaftler dieses Problem, welches das "Fluch-des-Pharao"-Rätsel genannt wurde, mathematisch. Die Berechnungen ergaben, daß Schädlinge, die auch außerhalb von Wirten überleben können, nur dann gefährlicher sind, wenn die Krankheitserreger bei ihrem Schlaf große Gefahr laufen zu sterben.
Gandon verfeinerte dieses Modell, indem er annahm, daß Wirte mehrfach von Parasiten befallen werden können. Dadurch verkompliziert sich die ganze Sache: Schädlinge mit unterschiedlicher Herkunft werden im Wirt einen Krieg um die Vorherrschaft führen. Und bei diesem Kampf steht ein Verlierer von vorherein fest: der befallene Organismus. Denn die Krankheits-Symptome werden sich bei der Rangelei verstärken. Gandon berücksichtigte dies und erhielt als Ergebnis, daß es sich Erreger durchaus erlauben können, relativ schnell tödlich zu sein – vorausgesetzt sie sind in der Lage, lange Zeit außerhalb von Wirten zu überleben und dort zu ruhen. Dadurch können sich auch gefährliche und besonders ansteckende Krankheiten weit verbreiten. Wenn alle potentielle Wirte gestorben sind, heißt es: abwarten.
Die Moral der Geschichte: Die gefährlichsten Erreger sind die, die lange Zeit auch einmal gar nichts tun. Ob das jedoch schon die alten Pharaonen gewußt haben, bleibt zweifelhaft.
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