Ausstellung: Auf der Spur des Mythos
Tutanchamun ist einer der prominentesten Pharaonen Ägyptens. Eine Replikate-Ausstellung in Hamburg lässt den Mythos wiederauferstehen – und gibt den Besuchern das Gefühl, an der Entdeckung seines Grabs teilzuhaben. So wird "Tutanchamun – Sein Grab und seine Schätze" eine archäologische Erlebnis-Show.
Mit suchenden Blicken wandern Menschen auf dem Hamburger Stephansplatz herum. Sie suchen den Eingang zur Ausstellung "Tutanchamun – Sein Grab und seine Schätze". Der jedoch ist schwer zu finden: Das riesige Gebäude der Oberpostdirektion ist mit Tüchern behängt, es wird renoviert. Erst ein verstecktes Schild und ein freundlicher Mitarbeiter führen letztlich zum Seiteneingang, der das Tor in eine fremde Welt öffnen soll: In die Totenwelt des sagenumwobenen Pharaos Tutanchamun, nachgebildet mit sorgsam hergestellten Replikaten seiner Schätze.
Die Entdeckung des Grabs im Jahr 1922 war eine Sensation. Jahrelang hatte der britische Archäologe Howard Carter mit der finanziellen Unterstützung seines Mäzens Lord Carnarvon im Tal der Könige danach gesucht. Dabei galt die Fundstätte zahlreicher Pharaonengräber längst als vollständig erforscht. Fast jeder Fleck war durch eines der zahlreichen Archäologenteams umgegraben worden. Carter buddelte sechs lange Jahre – und wurde nicht fündig. Als sein Finanzier schon ungeduldig wurde, erbat sich der Archäologe einen letzten Grabungssommer – und stieß endlich auf die heiß ersehnte Gruft.
Mit den Augen der Entdecker
Auf dem Bildschirm kann man in einem aufwändig gestalteten Kurzfilm verfolgen, wie Carter ungeduldig in der staubigen Wüste wartet, bis auch sein Mäzen endlich aus England einreist, und wie sie dann gemeinsam mit Hammer und Meißel das Siegel am Eingang des Grabs aufbrechen. Carter hält eine Kerze in die Dunkelheit: Was er sah, können die Besucher nun mit eigenen Augen betrachten.
Dieses Konzept erklärt, warum die Ausstellung nur mit Replikaten arbeiten kann: Die wertvollen Originale könnten niemals so ausgestellt werden – zumal viele von ihnen Ägypten seit Jahrzehnten nicht mehr verlassen dürfen.
Replikate für ein ungewöhnliches Ausstellungskonzept
Der Plan geht auf. Dass man Replikate betrachtet, gerät angesichts der beeindruckenden Inszenierung schnell in Vergessenheit. Die Besucher werden zu Archäologen im Moment ihrer bedeutendsten Entdeckung. Doch dabei bleibt die Ausstellung nicht stehen: Im umfangreichen restlichen Teil der Ausstellung werden die Schätze noch einmal gezeigt. Diesmal aber sortiert, erklärt und in den historischen Zusammenhang gebettet.
Der Totenkult der Ägypter nimmt viel Raum ein. Der Besucher erfährt von den Riten der Einbalsamierung, aber auch von der Vorbereitung der Grabbeigaben, an denen Kunsthandwerker zum Teil Jahrzehnte arbeiteten. Der frühe und anscheinend unerwartete Tod des Tutanchamun brachte die Arbeiter darum in große Verlegenheit: Zahlreiche Grabbeigaben waren noch nicht fertig gestellt, so dass man sich zum Teil mit schnell und notdürftig überarbeiteten Schmuckstücken und Särgen seiner Vorgänger behelfen musste.
Dunkelheit empfängt die Besucher am Eingang der Ausstellung. Das wenige Licht beleuchtet mehrere ägyptische Steinköpfe – die Ahnenfamilie des Tutanchamun. Dann erweckt ein Film die Toten zum Leben und führt in die Familiengeschichte des Pharaonen ein: Der Sohn des Echnaton und – so wird vermutet – von dessen Hauptfrau Nofretete kam bereits mit sieben Jahren auf den Thron. Mit gerade einmal 19 Jahren starb er aus ungeklärten Umständen. Erben hatte er keine, mit ihm ging eine ganze Königsfamilie unter, und auch Tutanchamun selbst geriet in Vergessenheit.
Die Entdeckung des Grabs im Jahr 1922 war eine Sensation. Jahrelang hatte der britische Archäologe Howard Carter mit der finanziellen Unterstützung seines Mäzens Lord Carnarvon im Tal der Könige danach gesucht. Dabei galt die Fundstätte zahlreicher Pharaonengräber längst als vollständig erforscht. Fast jeder Fleck war durch eines der zahlreichen Archäologenteams umgegraben worden. Carter buddelte sechs lange Jahre – und wurde nicht fündig. Als sein Finanzier schon ungeduldig wurde, erbat sich der Archäologe einen letzten Grabungssommer – und stieß endlich auf die heiß ersehnte Gruft.
Mit den Augen der Entdecker
Auf dem Bildschirm kann man in einem aufwändig gestalteten Kurzfilm verfolgen, wie Carter ungeduldig in der staubigen Wüste wartet, bis auch sein Mäzen endlich aus England einreist, und wie sie dann gemeinsam mit Hammer und Meißel das Siegel am Eingang des Grabs aufbrechen. Carter hält eine Kerze in die Dunkelheit: Was er sah, können die Besucher nun mit eigenen Augen betrachten.
Der Clou der Ausstellung ist, dass die Schätze des Tutanchamun genau so angeordnet wurden, wie Carter und Lord Carnarvon sie damals vorfanden. In einem diffusen Dämmerlicht stapeln sich in heillosem Durcheinander Stühle aus Ebenholz, goldene Totenbetten, Miniaturschiffe, Truhen, Steintöpfe und allerlei andere vergoldete Haushaltsgegenstände übereinander. Die Grabkammer ist mitsamt den Wandmalereien nachgebildet, an einer gefährlich primitiv wirkenden Seilwinde schwebt der mit bunten Steinen beschlagene Goldsarg des Pharaos über einem massiven Steinsarkophag. Über den kostenlosen Audioguide berichtet Archäologe Carter gleichzeitig, was er empfand, als er die Kostbarkeiten vor sich sah.
Dieses Konzept erklärt, warum die Ausstellung nur mit Replikaten arbeiten kann: Die wertvollen Originale könnten niemals so ausgestellt werden – zumal viele von ihnen Ägypten seit Jahrzehnten nicht mehr verlassen dürfen.
Replikate für ein ungewöhnliches Ausstellungskonzept
Der Plan geht auf. Dass man Replikate betrachtet, gerät angesichts der beeindruckenden Inszenierung schnell in Vergessenheit. Die Besucher werden zu Archäologen im Moment ihrer bedeutendsten Entdeckung. Doch dabei bleibt die Ausstellung nicht stehen: Im umfangreichen restlichen Teil der Ausstellung werden die Schätze noch einmal gezeigt. Diesmal aber sortiert, erklärt und in den historischen Zusammenhang gebettet.
Vier vergoldete Schreine verbargen den Steinsarkophag, jeder nur wenige Zentimeter größer als der andere, alle verziert mit den so genannten Unterweltsbüchern. Sie sollten dem Toten den Übertritt in das neue Reich erleichtern, indem sie detailliert erklärten, was ihn erwartete. Auch die drei Särge Tutanchamuns waren ineinandergesteckt wie kleine russische Matroschka-Puppen.
Der Totenkult der Ägypter nimmt viel Raum ein. Der Besucher erfährt von den Riten der Einbalsamierung, aber auch von der Vorbereitung der Grabbeigaben, an denen Kunsthandwerker zum Teil Jahrzehnte arbeiteten. Der frühe und anscheinend unerwartete Tod des Tutanchamun brachte die Arbeiter darum in große Verlegenheit: Zahlreiche Grabbeigaben waren noch nicht fertig gestellt, so dass man sich zum Teil mit schnell und notdürftig überarbeiteten Schmuckstücken und Särgen seiner Vorgänger behelfen musste.
Doch auch die Musikinstrumente, die Kampf- und Jagdausrüstung oder die Möbel, die Carter im Grab gefunden hatte, fügen sich durch die guten Audio-Kommentare vor dem inneren Auge des Besuchers zu einer altägyptischen Welt zusammen. So schaffen es die Ausstellungsmacher, den Besucher für wenige Stunden wirklich in eine andere Welt zu entführen. Dass archäologische Arbeit aus weit mehr besteht als dem beglückenden Moment der Entdeckung eines Artefakts, dass die schnöde, aber doch so wichtige Arbeit des Archivierens und Restaurierens hier keinerlei Beachtung findet, kann man da getrost einmal vernachlässigen.
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