Australien: Giftigste Spinne der Welt besteht nicht aus einer, sondern drei Arten
Dunkel, glänzend und gefürchtet – die Sydney-Trichternetzspinne aus Australien ist eine der gefährlichsten Spinnen der Welt, ihr Biss kann für Menschen tödlich sein. Doch bei den Tieren handelt es sich nicht, wie lange vermutet, um eine einzelne Art, sondern um einen Komplex aus insgesamt drei Arten, wie Fachleute um Danilo Harms vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Hamburg herausgefunden haben. Ihre Ergebnisse haben die Forschenden im Fachmagazin »BMC Ecology and Evolution« veröffentlicht. Die neue Erkenntnis sei wichtig für die Giftforschung und die Weiterentwicklung von Gegengiften, obgleich seit den 1980er Jahren ein wirksames Gegengift für diese Spinnenart existiert.
Obwohl Experten schon seit Jahrzehnten äußerliche Unterschiede bei den zwei bis vier Zentimeter langen Spinnen bemerkt hatten, fasste man alle Tiere bisher unter dem wissenschaftlichen Namen Atrax robustus zusammen. Das Team um Harms sammelte daher neue Exemplare dieser Spinnenart und untersuchte Präparate in wissenschaftlichen Sammlungen. Die Forschenden analysierten anschließend das Erbgut sowie die Anatomie der Gliederfüßer und konnten so drei Spezies identifizieren. Atrax robustus, die als Sydney-Trichternetzspinne bekannte Art, lebt in und um Sydney und an der Central Coast. Eine zweite Art, Atrax montanus, ist weiter südlich beheimatet und vor allem in den bei Touristen beliebten Blue Mountains zu finden. Sie wurde zuvor schon einmal benannt, aber erst jetzt als eigene Art akzeptiert. Die neu dokumentierte dritte Art ist die weitaus größte. Atrax christenseni kommt speziell in der Gegend um Newcastle vor, etwa 150 Kilometer nördlich von Sydney.
Die Neugier der Forscher war durch besonders riesige Exemplare geweckt worden, die der Spinnenliebhaber Kane Christensen zum Melken für ein Gegengift im Australian Reptile Park abgegeben hatte. Christensen machte die Experten auf die Größe der Tiere aufmerksam, die alle aus der Gegend von Newcastle stammten. Ihm zu Ehren erhielt die neue Art den Namen Atrax christenseni.
Rekordverdächtig große Spinne
Das bisher existierende Gegengift sei wirksam für alle drei Arten. Seit das Antidot existiert, gab es in Australien keine Todesfälle mehr durch einen Biss der Tiere. Dennoch helfen die neuen Erkenntnisse der Giftforschung weiter, sagt Harms laut einer Pressemitteilung. »Auch wenn es ein wirksames Gegengift gibt, kann die Berücksichtigung der artspezifischen Unterschiede für die Herstellung von Gegengiften für Bisse der Trichternetzspinne wertvoll sein.«
Anfang 2025 hatten Wissenschaftler bekannt gegeben, dass eine rekordverdächtige Sydney-Trichternetzspinne im Australian Reptile Park abgegeben wurde. Sie war 9,2 Zentimeter lang. Experten vermuten, dass es die größte Trichternetzspinne aus Newcastle ist, die jemals registriert wurde. Der Park ist der einzige Ort in Australien, an dem die Männchen für ihr Gift gemolken werden, um das Gegengift herzustellen. Der Grund: Die Männchen sind fünf- bis sechsmal giftiger als die Weibchen; ihr Toxin eignet sich daher besonders gut für die Herstellung eines Gegengifts. (dpa/kas)
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