Feuer: Australische Waldbrände hatten nie gekanntes Ausmaß
Dank zwischenzeitlicher starker Regenfälle sind die schlimmsten Waldbrände in Australien gelöscht oder unter Kontrolle. Doch die Feuer der letzten Monate waren von historischem Ausmaß und haben auch im weltweiten Vergleich eine rekordverdächtige Fläche an Wald vernichtet: Laut einer Studie von Matthias Boer von der Western Sydney University in »Nature Climate Change« zerstörten die Brände in relativ kurzer Zeit mehr als ein Fünftel der noch vorhandenen Waldökosysteme im australischen Südosten. Dabei blieben die Waldbrände auf Tasmanien noch unberücksichtigt; zudem ist die Feuersaison trotz der gegenwärtigen Entspannung noch nicht vorüber. Insgesamt wurde eine Fläche von 60 000 Quadratkilometern Wald ein Raub der Flammen – das entspricht fast der Größe Bayerns.
In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler diese Zerstörung mit den Waldverlusten durch Feuer auf anderen Kontinenten in den letzten 20 Jahren: Diese fielen durchweg kleiner aus. Im Schnitt gingen dort »nur« vier bis fünf Prozent der jeweiligen Ökosysteme in Flammen auf. Einzig bei afrikanischen und asiatischen Trockenwäldern lagen die Raten bisweilen auch bei acht bis neun Prozent zerstörter Fläche pro Jahr. In Australien verbrannten im Schnitt in einer »normalen« Feuersaison sogar durchschnittlich nur zwei Prozent der Waldfläche – was die außergewöhnliche Situation 2019/20 noch einmal unterstreicht.
Inwiefern sich die starke Dürre der letzten drei Jahre in Ostaustralien und die Feuer bereits auf den Klimawandel zurückführen lassen, ist noch umstritten. In einem Kommentar in der gleichen Ausgabe von »Nature Climate Change« ziehen die beiden Klimaforscher Benjamin Sanderson und Rosie Fisher vom Forschungsinstitut CERFACS in Toulouse jedoch bereits einen klaren Schluss: »Zweifellos wären die Rekordtemperaturen des letzten Jahres ohne menschlichen Einfluss nicht möglich gewesen wären.« Verstärkt wurde die Dürre durch die Bedingungen im Indischen Ozean Ende 2019: Dort fand sich im Dezember einer der stärksten positiven Indischer-Ozean-Dipole (IOD), die bislang gemessen wurden. Der IOD bezeichnet eine natürliche Abweichung der Wassertemperaturen im westlichen und östlichen Bereich des Meeres. Herrscht vor Australien durchschnittlich zu kühles Wasser vor, fällt der IOD positiv aus – was weit reichende Folgen für das Wetter hat. Es regnet in Teilen Australiens sehr wenig.
Mittlerweile hat sich der stark positive Dipol abgeschwächt, was die Regenfälle begünstigt hat. Die Brandsaison in Australien ist dennoch noch nicht völlig vorüber. Immerhin haben die Niederschläge dazu geführt, dass in den betroffenen Gebieten erste Pflanzen wieder aufkommen. Viele australische Arten sind an Brände angepasst oder benötigen sie sogar, um zu keimen. Allerdings brannten in diesem Jahr auch alpine Ökosysteme in einem nicht gekannten Ausmaß. Ob diese sich erholen können, ist unbekannt.
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