Direkt zum Inhalt

Stammzellen: Autoren ziehen Stammzellpaper endgültig zurück

Die Autoren der umstrittenen Säurebadstammzellstudien haben ihre Veröffentlichungen zurückgezogen. Angesichts der Fehler hätten sie "Zweifel, dass der Effekt real ist".
Fluoreszierendes Mäuseembryo

Zwei Paper in "Nature" hatten Ende Januar eine sensationelle Vereinfachung bei der Herstellung von Stammzellen in Aussicht gestellt: Einfache Stressreize wie Säure oder Druck könnten ausreichen, um Zellen in einen embryonalen Zustand zurückzuversetzen. Die "Stimulus-Triggered Acquisition of Pluripotency", oder kurz STAP-Methode, versetzte die Fachwelt in Aufregung.

Nun hat das gesamte Autorenteam um Haruko Obokata vom RIKEN-Institut seine beiden Studien offiziell zurückgezogen (Studie 1, Studie 2). Bereits kurz nach Veröffentlichung hatten sich deutliche Mängel offenbart, so wurden beispielsweise Abbildungen irreführend beschriftet. Eine Untersuchungskommission am japanischen RIKEN-Institut hatte die Mängel in der Datenaufbereitung eindeutig aufgezeigt. Diese Auflistung ergänzten nun die Forscher noch einmal um weitere Versäumnisse und Irrtümer.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit

In der Stellungnahme der Autoren heißt es abschließend, die Fehler schränkten die Glaubwürdigkeit der Publikation ein, und sie seien nun nicht in der Lage, ohne Zweifel zu behaupten, dass das STAP-Phänomen tatsächlich existiere. Einer der beteiligten Forscher hatte bereits im März die Hauptautorin Obokata aufgefordert, die Paper zurückzuziehen. Die Forscherin war dem jedoch nicht unmittelbar nachgekommen. Obokata hatte außerdem zentrale Vorwürfe immer wieder bestritten.

Grund für das Zurückziehen der Studien ist folglich nicht der Beweis des Gegenteils: Es besteht noch immer eine Restchance, dass der von den Forschern ursprünglich beobachtete Effekt tatsächlich aufgetreten ist. Allerdings sind in der Zwischenzeit zahlreiche Labors weltweit daran gescheitert, die Methode zu reproduzieren.

Auch eine Betrugsabsicht der dahingehend verdächtigen Hauptautorin Haruko Obokata ist bislang nicht nachgewiesen. In einem Editorial in "Nature" legen die für die Fachveröffentlichung verantwortlichen Redakteure nahe, dass ein nachlässiger oder schlampiger Umgang mit Daten und Probenmaterial hinter der vermeintlichen Sensation gesteckt habe. Wenn dann noch – bewusste oder unbewusste – Datenselektion hinzukomme, könne selbst für Fachkollegen der irrige Eindruck entstehen, dass Resultate belastbar sind.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.