Ethnomathematik: Aztekische Landvermessung war überraschend präzise
Dass die Azteken im heutigen Mexiko über gute Kenntnisse in Sachen Landvermessung verfügten, ist schon lange kein Geheimnis mehr – davon zeugen handschriftliche Aufzeichnungen des Acolhua-Volks aus dem 16. Jahrhundert. Nun überprüften Forscher erstmals, wie zuverlässig die darin dokumentierten Flächenbestimmungen tatsächlich sind. Das erstaunliche Resultat: Verglichen mit modernen mathematischen Standards sind die Berechnungen äußerst präzise.
Dies konnten die Forscher auch durch Stichproben im Gelände bestätigen: Die Felder im mexikanischen El Topote beispielsweise sind im Codex Vergana verzeichnet und haben ihre Aufteilung seit dem 16. Jahrhundert kaum verändert. Die satellitenbasierte Landvermessung des Gebiets ergab, dass sich die Acolhua nur geringfügig, nämlich ebenfalls um zirka zehn Prozent verrechnet hatten.
Obgleich die Azteken mit sehr einfachen Gerätschaften wie Seilen oder Stangen arbeiteten, brauchen sie den Vergleich mit europäischen Geodäten jener Zeit nicht zu scheuen: Die Flächenbestimmungen, die Robert Saxton 1613 im nordenglischen Manningham durchführte, weisen eine ähnlich hohe Abweichung auf – und das, obwohl dem Briten fortschrittliche Messinstrumente wie Kreuzstäbe und erste Theodoliten zur Verfügung standen.
Katharina Bolle
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 10.1073/pnas.1107737108, 2011
Für die Studie analysierte ein Team um die Mathematikerin María del Carmen Jorge (Universidad Nacional Autónoma de México) die Aufzeichnungen im so genannten Codex Vergana der Acolhua. In dem rund 460 Jahre alten Schriftstück listeten Vermesser die damals landwirtschaftlich genutzten Areale auf. Wie del Carmen Jorge feststellen konnte, stimmen 65 Prozent der darin angegebenen Flächenmaße nahezu exakt mit dem Ergebnis moderner Computerberechnungen überein. Bei den übrigen Feldern lag die Abweichung zumeist bei höchstens zehn Prozent.
Dies konnten die Forscher auch durch Stichproben im Gelände bestätigen: Die Felder im mexikanischen El Topote beispielsweise sind im Codex Vergana verzeichnet und haben ihre Aufteilung seit dem 16. Jahrhundert kaum verändert. Die satellitenbasierte Landvermessung des Gebiets ergab, dass sich die Acolhua nur geringfügig, nämlich ebenfalls um zirka zehn Prozent verrechnet hatten.
Obgleich die Azteken mit sehr einfachen Gerätschaften wie Seilen oder Stangen arbeiteten, brauchen sie den Vergleich mit europäischen Geodäten jener Zeit nicht zu scheuen: Die Flächenbestimmungen, die Robert Saxton 1613 im nordenglischen Manningham durchführte, weisen eine ähnlich hohe Abweichung auf – und das, obwohl dem Briten fortschrittliche Messinstrumente wie Kreuzstäbe und erste Theodoliten zur Verfügung standen.
Katharina Bolle
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 10.1073/pnas.1107737108, 2011
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