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News: Azurblaue Hoffnung

Das blaue Metalloprotein eines Bakteriums lässt Tumoren in Mäusen ohne schädliche Nebenwirkungen schrumpfen.
Tödlichen Tumoren mithilfe von Bakterien zu Leibe zu rücken, ist keine neue Idee. Seit mehr als 100 Jahren wird daran geforscht, und doch ist die Methoden den Kinderschuhen noch nicht entwachsen. Denn bis jetzt minderten die gefährlichen Nebenwirkungen aufgrund dabei produzierter giftiger Stoffe die Erfolge. Nun zeigt sich aber ein blauer Hoffnungsschimmer am Horizont.

Anlass hierzu gibt ein kupferhaltiges Metalloprotein, das in dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa am Prozess der Energiegewinnung teilnimmt, indem es als Mitglied der Atmungskette Elektronen transportiert und so einen energiebringenden Gradienten aufbaut. Neben dieser "Routinearbeit" leistet das Protein Azurin aber noch auf einem völlig anderen Sektor Erstaunliches: Es bringt Tumoren zum schmelzen.

Seine krebshemmenden Eigenschaften entdeckten Wissenschaftler um Ananda Chakrabarty von der University of Illinois in Chicago, als sie immungeschwächten Mäusen, die zudem noch an Hautkrebs litten, das blaue Protein injizierten. Über den Zeitraum von 22 Tagen erhielten die Nager eine tägliche Dosis Azurin von einem halben Milligramm – und ihre Melanome schrumpften deutlich. Im Vergleich zu unbehandelten Mäusen verkleinerten sich die bösartigen Geschwüre um 60 Prozent, ohne dass die Mäuse Anzeichen von gefährlichen Nebenwirkungen zeigten.

Die Mikrobiologen nehmen an, dass Azurin einen natürlichen Antikrebsmechanismus unterstützt. So soll es den so genannten Tumorsuppressor p53 stabilisieren, der seinerseits die Bildung von Krebs durch eine ganze Kaskade molekularer Ereignisse verhindert – entweder durch Stoppen der Zellteilung, oder indem er die veränderten Zellen in den programmierten Zelltod schickt. Trotz seiner wichtigen Funktion ist p53 jedoch nur ein kurzes Überleben in der Zelle gesichert, denn schon wenige Minuten nach Fertigstellung des Proteins beginnt die Zelle wieder mit seinem Abbau.

Und hier greift Azurin ein. Es dringt bis in den Zellkern vor, wo p53 am Erbgut seine Arbeit verrichtet, lagert sich an das Protein an und sichert es dadurch vor dem Abbau. Da aber die Neusynthese von p53 von diesem Vorgang nicht beeinflusst wird, steigt der Gesamtspiegel des Tumorsuppressors in der Zelle an – mit dem Resultat, dass mehr Tumorzellen erkannt und vernichtet werden.

Vorläufige Ergebnisse von Untersuchungen an anderen Krebszellen weisen zudem darauf hin, dass die Behandlung mit Azurin nicht nur bei Hautkrebs wirksam sein könnte: Auch bei Brust- und Prostatakrebs haben sich schon Erfolge eingestellt. Allerdings sind noch umfangreiche Studien nötig, um die Heilwirkung des bakteriellen Proteins zu bestätigen.

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