Bedrohte Papageien: Babyboom beim Kakapo macht Neuseeland froh
Anfang des Jahres lebten weltweit nur 147 Kakapos – verteilt auf drei kleine Inseln vor der neuseeländischen Küste, wo sie vor eingeschleppten Fressfeinden sicher sind. Doch schon im Januar 2019 hatten Ornithologen des staatlichen Programms »Kakapo Recovery« Hoffnung, dass sich die flugunfähigen Papageien in den nächsten Monaten erfreulich vermehren könnten. Und sie wurden nicht enttäuscht: Mittlerweile sind 75 Küken geschlüpft, und drei weitere könnten in den nächsten Tagen noch folgen, schreibt die eng mit dem Schutzprogramm verbundene Journalistin Alison Ballance in den »Kakapo Files«. Die beteiligten Wissenschaftler gehen davon aus, dass wohl rund 60 Küken auch das Erwachsenenalter erreichen dürften, so dass sich der Weltbestand um rund 40 Prozent vergrößert. Die Brutsaison 2019 ist damit die beste, seit Menschen sich aktiv um den Schutz der moosgrünen Vögel kümmern.
Begünstigt wurde sie durch ein so genanntes Mastjahr der Rimu-Harzeiben (Dacrydium cupressinum), deren Früchte zu den Hauptnahrungsmitteln brütender Kakapos zählen. In den letzten beiden Jahren hätten die Bäume so viele Früchte getragen wie seit 50 Jahren nicht mehr, wie der wissenschaftliche Berater des Schutzprogramms Andrew Digby gegenüber dem »Guardian« erzählte. Das reiche Nahrungsangebot habe nicht nur dafür gesorgt, dass 49 der 50 geschlechtsreifen Kakapos gebrütet haben, sondern auch dafür, dass sie sehr früh damit begonnen haben. Dadurch konnten die Wissenschaftler einen Teil der Gelege entnehmen und künstlich ausbrüten und so die Tiere erfolgreich anregen, sich noch ein zweites Mal zu paaren und Eier zu legen. Manche Kakapos produzierten daher doppelt so viele Küken wie in einem weniger nahrungsreichen Brutjahr.
Das Brutgeschäft ist daher nicht nur für die Vögel selbst anstrengend, sondern auch für die beteiligten Wissenschaftler und Helfer. Sie prüfen jede Nacht die Nester, entfernen unfruchtbare Eier und füttern bei Bedarf die Küken mit zusätzlicher Nahrung. Bei Krankheit, Verletzung oder unzureichender Versorgung bringen die Mitarbeiter den Nachwuchs dann zu Aufzuchtstationen, wo sie per Hand großgezogen werden, bevor man sie wieder in die Freiheit entlässt. Ebenfalls erstmals seit Jahrzehnten durfte ein Kakapoweibchen gleich drei Küken aufziehen. Allerdings existieren weiterhin Probleme: Insgesamt legten die Weibchen beispielsweise weit mehr als 200 Eier, doch viele davon waren unfruchtbar. Die genetische Vielfalt der kleinen Population gilt als eingeschränkt, was sich in schlechter Samenqualität der Männchen niederschlägt. Die Wissenschaftler greifen daher teilweise auf künstliche Befruchtung zurück – und fliegen die Spermien mitunter mit Drohnen über die Inseln, damit sie schnell zum Einsatz kommen können.
Die erfolgreiche Saison ist allerdings nur ein Etappenziel, denn Kakapos bleiben weiterhin vom Aussterben bedroht. Erstes Ziel sei es, 500 Kakapos in freier Wildbahn zu haben, darunter mindestens 150 brutfähige Weibchen, so Digby. Für diesen Bestand müssten weitere säugetierfreie Refugien geschaffen werden, da Ratten, Hermeline oder Katzen die Vögel töten. Immerhin geht es in den letzten Jahren mit der Kakapozahl deutlich bergauf. 1977 umfasste der bekannte Bestand nur noch 18 Tiere. Bis Mitte der 1990er Jahre wuchs er langsam auf rund 50 Individuen heran – vor Ankunft der ersten Menschen lebten dagegen hunderttausende Kakapos in Neuseeland.
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