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Astronomie: Babyboom im Herzen der Milchstraße

Heute entstehen in unserer Galaxie etwa eins bis zwei neue Sterne pro Jahr. In der Vergangenheit ging es deutlich turbulenter zu, haben Astronomen nun herausgefunden.
Galaktisches Zentrum

Die Sterne im Zentrum unserer Galaxie haben sich nicht nach und nach gebildet, sondern in mehreren dramatischen Schüben. Das schließt ein Team um Francisco Nogueras-Lara vom Max-Planck-Institut für Astronomie aus Farbe und Helligkeit von 700 000 Sternen, die alle maximal 300 Lichtjahre vom supermassereichen Schwarzen Loch im Herzen der Milchstraße entfernt sind.

Diese Beobachtungen des Very Large Telescope ließen sich am besten erklären, wenn 80 Prozent der Sterne bereits vor mindestens acht Milliarden Jahren entstanden sind, berichten die Forscher in »Nature Astronomy«. Laut ihren Computersimulationen müsste es anschließend eine lange Ruhephase gegeben haben, ehe vor etwa einer Milliarde Jahre eine besonders turbulente Epoche anbrach: Binnen 100 Millionen Jahren seien im weiteren Umfeld des galaktischen Zentrums Sterne mit einer Gesamtmasse von etwa 42 Millionen Sonnen entstanden, also knapp 0,5 Sonnenmassen pro Jahr.

Wie viel das ist, zeigt der Vergleich mit unserer heutigen Milchstraße: Hier entstehen zwar pro Jahr ein bis zwei neue Sonnen, allerdings in einem Volumen, das mehr als 100-mal so groß ist. Bisher kennt man einen vergleichbaren Boom von Babysternen nur von so genannten Starburst-Galaxien, in denen es besonders viel Staub gibt, der die Sternentstehung ankurbelt.

Möglicherweise war es Material aus einer dicht vorbeifliegenden Zwerggalaxie, welches das Herzen der Milchstraße vor einer Milliarde Jahre zeitweise in eine ähnliche Brutstätte verwandelte, spekuliert das Team um Nogueras-Lara. So oder so war es wohl eine höchst ungemütliche Zeit für unsere Galaxie: Bei mehr als 100 000 Sternen müsste es sich um riesige Exemplare gehandelt haben, die ihren Brennstoff extrem schnell verbraucht haben – und anschließend in einer mächtigen Supernova explodiert sind.

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