Gedächtnis: Babys lernen in der richtigen Stimmung besser
Wer sich während einer Prüfung im gleichen emotionalen Zustand befindet wie beim Abspeichern der Information, kann sich besser an das Erlernte erinnern. Man spricht auch vom zustandsabhängigen Gedächtnis. Das Phänomen ist bei Erwachsenen gut untersucht. Doch wie sieht es bei Säuglingen aus?
Psychologinnen um Carolin Konrad von der Ruhr-Universität Bochum wollten die Auswirkungen auf die frühkindliche Gedächtnisleistung genauer untersuchen und unterzogen 96 Babys im Alter von neun Monaten einem Test. In der ersten Phase sollten die Eltern einige Minuten entweder lebhaft mit den Kindern spielen oder aber ruhig mit ihnen kuscheln und ihnen vorlesen. Direkt danach führte eine der Forscherinnen an einer Handpuppe wiederholt bestimmte Aktionen aus, die die Kinder vom Schoß ihrer Eltern aus beobachteten. Nach einer kurzen Pause folgte wieder eine Spiel- oder eine Ruhephase. Manche Kinder erlebten zweimal dieselbe Phase, bei anderen wechselte sie. Anschließend setzte sich die Forscherin mit der Puppe zu den Babys – woraufhin diese begannen, die demonstrierten Handlungen zu imitieren.
Säuglinge, bei denen die Lern- und Abrufbedingung gleich waren (die also entweder zweimal spielten oder zweimal kuschelten), konnten fast alle Handlungen an der Puppe reproduzieren. Babys, die eine lebhafte und eine ruhige Phase erlebten, konnten dagegen im Schnitt nicht einmal eine der Aktionen nachmachen.
Das deute darauf hin, dass auch bei Kleinkindern Gemütsschwankungen den Zugriff auf Gedächtnisinhalte verhindern können, erklärt Sabine Seehagen, Erstautorin der Studie. Womöglich sei das einer der Gründe, warum sich die meisten Erwachsenen nicht an Ereignisse erinnern können, die sich vor dem dritten Lebensjahr abgespielt habe, ein Phänomen, das als infantile Amnesie bezeichnet wird.
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