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News: Badelustige Nashörner

Nashörner leben in der Savanne und weiden die ausgedehnten Grasländer ab, so steht es in Tierbüchern. Aber das war offenbar nicht immer so: Mindestens ein Vorfahre zog das kühle Bad den heißen Spaziergängen vor - er verbrachte wie ein Nilpferd die meiste Zeit im Wasser. Zumindest wenn man dem Zahnschmelz der ausgestorbenen Tiere glaubt.
Paläontologen brauchen viel Phantasie, wenn sie aus Knochenresten oder Gesteinsabdrücken frühe Erdenbewohner rekonstruieren. Noch ein gutes Stück schwieriger ist es, auf deren Lebensweise zu schließen: Wie haben sie sich fortbewegt, was haben sie gefressen, wo haben sie ihre Zeit verbracht. Kein Wunder, dass die Ergebnisse oft umstritten sind.

So auch bei Teleoceras. Dieses Nashorn durchstreifte im späten Tertiär Nordamerika – doch anders als seine heutigen Verwandten graste es dabei offenbar nicht die Prärien ab, sondern räkelte sich eher behäbig wie ein Nilpferd in Tümpeln. Zu diesem Schluss kamen die Wissenschaftler aufgrund seiner rundlichen Gestalt und den kurzen Beinen.

Eine Analyse der Isotopenverhältnisse von Sauerstoff im Zahnschmelz von Tieren aus den Ashfall Fossil Beds in Nebraska hatte diese Vorstellung jedoch ins Wanken gebracht. Der Hintergrund ist: Wenn Wasser verdunstet, reichern sich im Laufe der Zeit die schweren Sauerstoffisotopen an, im Tümpel wie im Körper. Tiere, die sich meist im Wasser aufhalten, verlieren aber nicht soviel Flüssigkeit wie Landbewohner – dementsprechend ist bei ihnen der Gehalt des leichten Sauerstoffisotops relativ gesehen größer. Diese Spuren lassen sich im Kalkmantel des Zahnschmelzes wie in einem Geschichtsbuch verfolgen. Als Bruce MacFadden von der University of Florida die Verhältnisse der Sauerstoffisotopen im Zahnschmelz von Teleoceras-Exemplaren und einem nahen Verwandten namens Aphelops bestimmte, stellte er keine Unterschiede fest – obwohl Aphelops gegenüber Teleoceras als Landbewohner galt. Also war das Nashorn doch ein Weidetier?

Mark Clementz und Paul Koch präsentierten nun am 14. November 2000 auf einer Tagung der Geological Society of America in Reno neue Ergebnisse, die das Bild vom plantschenden Nashorn wiederherstellen. Die Wissenschaftler betrachteten nicht die Isotopenverhältnisse, sondern verglichen deren Bandbreite bei Landtieren und Wasserbewohnern. Dabei stellten sie fest, dass die Werte bei den terrestrischen Lebewesen viel weiter auseinander liegen als bei den aquatisch oder zumindest amphibisch lebenden Tieren. Und der Zahnschmelz von Teleoceras ordnet ihn eindeutig den Wasserliebhabern zu.

Die größeren Abweichungen bei Landbewohnern erklären die Wissenschaftler damit, dass die Tiere aus sehr unterschiedlichen Wasserquellen trinken. Das reicht von der fast eingetrockneten Pfütze mit einem hohen relativen Anteil der schweren Sauerstoffisotopen bis zum Bach, bei dem das Isotopenverhältnis ganz anders aussieht. Die amphibisch oder aquatisch lebenden Organismen jedoch nehmen ihr Wasser wahrscheinlich aus immer demselben Gewässer auf, sodass die Isotopengehalte weniger schwanken, erläutert Koch.

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