Im Medizinschrank: Bärentraube, vermeintlicher Helfer gegen Blasenentzündungen
Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Bärentraube, die gegen Blasenentzündung helfen soll.
Wer kauft das?
Ständiger Harndrang, ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen, krampfartige Schmerzen – jede zehnte Frau bekommt mindestens einmal im Jahr eine Blasenentzündung. Die Ursache sind Bakterien in der Blase, die über die Harnröhre hineingelangen, zum Beispiel beim Sex. In Apotheken gibt es eine große Auswahl an Mitteln für die Blase. Im Jahr 2018 erzielten sie einen Umsatz von 364 Millionen Euro und landeten damit auf Rang acht unter den Bestsellern.
Wie wirkt das und wie gut?
Die Echte Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) ist ein Heidekrautgewächs. Ihre ledrigen Blätter – zu Kapseln, Dragees, Tabletten oder Tee verarbeitet – enthalten Arbutin, das der Körper in Hydrochinon umwandelt. Dieser Wirkstoff bremst das Bakterienwachstum. Weil er über den Urin ausgeschieden wird, fließt er durch die Blase und bekämpft dort die Keime. Die ebenfalls in Bärentraubenblättern enthaltenen Gerbstoffe haben eine gewisse Schutzwirkung auf die entzündete Schleimhaut. Obwohl die Studienlage unklar ist, stehen Bärentraubenblätter in den Behandlungsleitlinien »unkomplizierter Harnwegsinfektionen«. Vor allem, wenn die Beschwerden öfter wiederkehren.
Was sind häufige Nebenwirkungen?
Die Gerbstoffe reizen bei manchen den Magen, verursachen Übelkeit oder – in hohen Dosen – Verstopfung. Mittel mit Bärentraube verfärben mitunter den Urin grünbraun. Das ist aber unbedenklich. Länger als acht Tage und öfter als fünfmal im Jahr sollten Frauen Medikamente mit Bärentraubenblättern jedoch nicht einnehmen: Hydrochinon gilt als potenziell Krebs erregend und leberschädigend.
Was ist die Alternative?
Bei wiederkehrenden Blasenentzündungen raten Ärzte auch zu Kapuzinerkressekraut oder Meerrettichwurzel. Manche Patientinnen schwören auf Cranberrysaft oder -kapseln, doch davon ist auf Grund der widersprüchlichen Studienlage abzuraten. Blasen- und Nierentee wirkt harntreibend und krampflösend, er enthält oft Birke, Goldrute, Katzenbart (Orthosiphon) oder Brennnessel. Mittel wie Ibuprofen lindern die Schmerzen, eine Wärmflasche fördert die Durchblutung und entkrampft. In schweren Fällen verschreibt der Arzt ein Antibiotikum.
Wann sollte man doch zum Arzt gehen?
Klingt eine Blasenentzündung nach vier Tagen mit den üblichen Maßnahmen – viel trinken, Wärme, Schmerzmittel, pflanzliche Medikamente – nicht ab, sollten Betroffene zum Hausarzt gehen. Das gilt schon vorher, wenn Blut im Urin zu sehen ist, Fieber hinzukommt, Nierenschmerzen auftreten oder die Blase nicht mehr entleert werden kann.
Die perfekte Hausapotheke
- Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
- Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
- Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
- Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
- Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
- Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
- Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
- Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.
Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.
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