Erholung: Bäume helfen gegen Stress
Bäume umarmende Menschen werden gemeinhin etwas belächelt – dabei tun sie ihrem Gemüt nur Gutes. Gestresste Stadtbewohner sollten sich daher an ihnen ein Beispiel nehmen, erklären Bin Jiang von der University of Illinois in Urbana–Champaign und sein Team: Schon der Anblick der Holzgewächse könne das Stresslevel beträchtlich senken. Viele Studien deuteten bereits darauf hin, dass Grün gegen Stress hilft. Doch nur wenige Tests erbrachten bisher wirklich quantifizierbare Aussagen, Jiang und Co testeten daher 160 Freiwillige im Labor, wo sich diese auf eine Rede vor Publikum und Rechenaufgaben vor einem Schiedsgericht vorbereiten sollten. Als ihr Nervenkostüm maximal angespannt war, durften die Probanden eines von zehn 3-D-Videos mit verschiedenen Stadtaufnahmen gucken, in denen Bäume zwischen zwei und mehr als 60 Prozent der Fläche bedeckten: Die Bilder zeigten also Szenerien von einer fast reinen Betonwüste bis hin zum dicht bewachsenen Stadtpark.
Das Ergebnis war eindeutig: Je mehr Bäume zu sehen waren, desto stärker fiel der Stress von den Teilnehmern ab, so der nachgewiesene lineare Zusammenhang. Ein Besuch im Park oder Stadtwald beruhigte die Gemüter deutlich mehr als ein Blick auf den asphaltierten Platz – selbst wenn er nur virtuell stattfand. Gestresste Büromenschen sollten also ihre Mittagspause nutzen und einen Spaziergang zur nächsten Allee oder noch besser Grünanlage machen, meinen Jiang und Kollegen. Allerdings krankt ihre Studie wie so viele vor ihnen an zwei wichtigen Details. Zum einen maßen die Wissenschaftler keine Stresshormone im Blut; sie verließen sich auf Angaben ihrer Testpersonen, die entsprechende Fragebogen beantworten sollten. Zum anderen durften diese nicht direkt ins Grüne, sondern bekamen dieses nur als Film eingespielt. Womöglich wäre bei einem echten Besuch der Effekt also noch größer. Immerhin versuchen Stadtplaner, die beruhigende Wirkung von Blumen und Bäumen immer stärker ins Bild der Metropolen zu integrieren, um die Lebensqualität zu steigern.
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