Wald: Bäume lassen nachts die Zweige hängen
Dass Blütenpflanzen einem Tag-Nacht-Rhythmus folgen und beispielsweise ihre Blüten öffnen und schließen, ist hinlänglich bekannt und mit dem bloßen Auge erkennbar. Doch auch Großgewächse verändern ihre Form in der Nacht. Zumindest an Birken haben Wissenschaftler das nun beobachtet. Sie haben dazu Bäume in Finnland und Österreich mit dem Laserscanner vermessen. Den Ergebnissen zufolge kann die Höhendifferenz der einzelnen Äste und Zweige bis zu zehn Zentimeter betragen.
Das berichtet jetzt das Team um Eetu Puttonen vom Finnish Geospatial Research Institute und Norbert Pfeifer von der Technischen Universität Wien. Sie vermaßen Bäume der Hängebirke (Betula pendula) mit Infrarotlasern, mit denen sich die genaue Form eines Baums innerhalb weniger Minuten komplett erfassen lässt.
"Unsere Resultate zeigen, dass der ganze Baum in der Nacht zusammensinkt, was man als Positionsänderung der Blätter und Äste messen kann", sagt Puttonen. Ihre tiefste Position würden die Blätter und Zweige einige Stunden vor Sonnenaufgang erreichen und dann am Morgen wieder zu ihrer ursprünglichen Position zurückkehren. Wind und Tau hätten sich nicht auf die Messungen ausgewirkt.
Was diesen Rhythmus steuert – eine innere Uhr, das Tageslicht oder beides – ist noch offen. Pflanzenbewegungen stünden immer in einem engen Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt der Zellen, der wiederum in Teilen von der Fotosynthese abhänge. Die Forscher planen nun, weitere Messungen an größeren Waldstücken mit dem täglichen Wasserhaushalt der Pflanzen in Verbindung zu bringen. Davon erhoffen sie sich Erkenntnisse über den Wasserverbrauch und die Auswirkungen des Baumbestands auf das regionale Klima.
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