Im Vergleich zu den 1960er Jahren wachsen Bäume heute wesentlich schneller. Das fanden Forscher von der Technischen Universität Münster bei der Analyse von Langzeitdaten von Versuchsflächen heraus, die bereits seit 1870 wissenschaftlich beobachtet werden. Das Team um Hans Pretzsch widmete sich dabei Waldflächen, die typisch für die Vegetationszonen in Mitteleuropa sind.

Buchen, die zu den wichtigsten Laubbaumarten in unseren Breiten zählen, wachsen inzwischen rund 77 Prozent schneller als noch vor 50 Jahren. Fichten legten in den vergangenen Jahren immerhin noch 32 Prozent schneller an Größe zu. Für den gesamten Bestand errechneten die Wissenschaftler Werte von 30 und 10 Prozent. "Der Wert auf Bestandsebene liegt niedriger als für das Wachstum einzelner Bäume, da – vereinfacht gesagt – größere Bäume mehr Platz brauchen, das heißt, die Gesamtzahl sinkt", so Pretzsch. Gründe für das schnellere Wachstum sind den Forschern zufolge vor allem längere Vegetationszeiten und das wärmere Klima. Aber auch die erhöhten Kohlendioxid- und Stickstoffkonzentrationen in der Atmosphäre könnten dazu beigetragen haben. Der saure Regen scheint die Versuchsflächen dagegen nur vorübergehend beeinträchtigt zu haben.

Insgesamt verändere sich durch das schnellere Wachstum das Erscheinungsbild des Waldes aber nicht, sagen Pretzsch und Kollegen. Dieselben Bestandsgrößen werden einfach nur früher erreicht als in der Vergangenheit. Dadurch könnte man mehr Holz gewinnen, ohne die Nachhaltigkeit zu gefährden. Eine Umstellung bedeutet das Baumwachstum allerdings für Tiere, deren Lebensräume von der Waldentwicklung abhängen. Sie müssen auf lange Sicht möglicherweise flexibler werden.