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Wundbehandlung: Bakterien töten heilsame Maden

Heilsame Maden
Larven der Schmeißfliege (Lucilia sericata) können den Heilungsprozess bei Patienten unterstützen, die an chronischen Wunden wie offenen Geschwüren leiden. Bei der sogenannten Madentherapie werden die Tiere entweder pur oder in Gaze verpackt in die Wunde gesetzt, wo sie das tote Gewebe und schädliche Bakterien fressen und gleichzeitig desinfizierende Sekrete freisetzen. In einigen Fällen bleibt die Behandlung jedoch erfolglos: Das Wundbakterium Pseudomonas aeruginosa vergiftet die Maden, wenn es mit seinen Artgenossen kommunizieren kann. Das fand nun Anders Andersen vom Statens Serum Insitut in Kopenhagen mit seinen Kollegen heraus.

Heilsame Maden | Die Maden der Schmeißfliege (Lucila sericata) können chronische Wunden säubern – wenn ihnen nicht Pseudomonas aeruginosa in die Quere kommt.
Die Bakterien kommunizieren über so genanntes Quorum Sensing durch chemische Signale und ermitteln so zunächst ihre Zelldichte. Eine bestimmte Populationsgröße führt zum dann zum Anschalten von Genen, die unter anderem für Substanzen kodieren, mit denen P. aeruginosa die Maden von innen vergiftet. Das Team um Andersen konnte zeigen, dass Fliegenlarven innerhalb von 20 Stunden starben, nachdem sie die Bakterien gefressen hatten. Ein veränderter Stamm von P. aeruginosa, der nicht mehr mit seinen Schwesterzellen kommunizieren konnte, hatte dagegen einen um 75 Prozent schwächeren Effekt auf die Tiere.

Die Maden scheinen den schädlichen Einfluss der Bakterien zu spüren: Auf einer Versuchsfläche entfernten sie sich aktiv von Orten hoher Bakterienkonzentration. Daher ist es den Forschern zufolge gut möglich, dass sie auch in der Wunde kein infiziertes Gewebe fressen und sich die Bakterien so weiter vermehren können. Dadurch verschlimmerte sich einerseits die Entzündung, andererseits vergifteten sich die Maden, wenn die erforderliche Bakteriendichte erreicht ist. Andersen und seine Kollegen raten deshalb, bei Wunden, die mit P. aeruginosa infiziert sind, auf eine andere Behandlung zurückzugreifen oder aber die Maden häufiger auszutauschen.

Wie wirksam die Madentherapie tatsächlich ist, ist umstritten. Erst im vergangenen Sommer hatte Jo Dumville von der University of York mit seinem Team herausgefunden, dass die Tiere chronische Wunden nicht wesentlich schneller verheilen lassen als konventionelle Wundauflagen aus Hydrogel, außerdem seien sie nicht wesentlich billiger. Weltweit gehört die Behandlungsmethode jedoch in Wundbehandlungszentren zu den Standardanwendungen und wird auch in Deutschland von vielen Krankenkassen übernommen. (jvs)
  • Quellen
Andersen, A.S. et al.: Quorum-sensing-regulated virulence factors in Pseudomonas aeruginosa are toxic to Lucilia sericata maggots. In: Microbiology 156, S. 400 – 407, 2010.

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