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Krebsimmuntherapie : Bakterien vernichten gezielt Tumoren

Es klingt nach einem gefährlichem Spiel: Bakterien werden auf einen Tumor gehetzt, um das Gewebe abzubauen. Doch ein neuer Test zeigt: Das Verfahren kann wirken.
Menschliche T-Lymphozyten (blau) attackieren eine Krebszelle (gelb). Kolorierte Raster-Elektronen-Mikroskopische Aufnahme.

Schlechtes mit Schlechtem zu bekämpfen, kann ein sinnvoller Ansatz sein, auch in der Medizin. In einer neuen Studie wurden Bakteriensporen von Clostridium novyi direkt in Tumoren injiziert. Daraufhin schrumpften die Geschwulste bei Versuchen an Ratten und Hunden – und zuletzt auch bei einem Erstversuch an einer menschlichen Krebspatientin.

Das internationale Team um Saurabh Saha von der Firma Biomed Valley Discoveries in Kansas City machte nach erfolgreichen Tierversuchen einen ersten Test der Sporeninjektion am Menschen. Eine Patientin mit einer Krebserkrankung im Endstadium ließ sich die Bakteriensporen in einen ihrer Sekundärtumore injizieren. Die 53-jährige Frau zeigte als Nebenwirkung starke Anzeichen einer bakteriellen Infektion mit Fieber und Abszessen, die mit Antibiotikakuren behandelt wurden. Am Ende konnten die Forscher jedoch einen Erfolg verzeichnen: Der Sekundärtumor schrumpfte deutlich, und die Infektion war weg.

Clostridium novyi ist ein Erreger des gefährlichen Gasbrandes, bei dem stark schmerzhafte Gasödeme entstehen. Die Bakterien zerstören die Zellen durch Nekrose und bilden Toxine, die im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung und Multiorganversagen führen. Die Toxin produzierenden Gene wurden von den Wissenschaftlern jedoch vorher ausgeschaltet. Die Bakteriensporen sollen da angreifen, wo Chemotherapie und Bestrahlung versagen: in den schlecht durchbluteten und daher sauerstoffarmen Bereichen eines Tumors. Medikamente kommen hier kaum an und ohne Sauerstoff ist Bestrahlung wirkungslos. Da für eine Heilung aber alle Krebszellen zerstört werden müssen, soll Clostridium novyi jetzt gezielt diese behandlungsresistenten Bereiche angreifen. Das Bakterium gedeiht nämlich nur in sauerstoffarmem Gewebe. Die Infektion ruft außerdem das Immunsystem auf den Plan, das die Bakterien im Kampf gegen den Tumor unterstützt. Schon vor 100 Jahren beobachtete der Onkologe William Coley, dass eine Bakterieninfektion in Krebspatienten den Tumor zurückdrängen kann.

In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher die Bakterienkur mit Chemo- und Strahlentherapie kombinieren. Außerdem arbeiten sie daran, die Menge an injizierten Sporen zu optimieren, um die bakterielle Infektion so gering wie möglich zu halten.

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