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Szenenews: Die Faszination des Weltalls auch für Menschen mit Handicap

Das gemeinsame Beobachten des Nachthimmels ist für viele Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht möglich, weil die meisten Sternwarten nicht barrierefrei sind. Die »Sternfreunde Erftstadt« gehen das Problem an und geben Impulse für andere Vereine.
Mondsichel

Seit dem Jahr 2000 bin ich auf Grund einer Erkrankung zunehmend auf den Rollstuhl angewiesen und weiß mittlerweile, wie man die Schönheit des Weltalls trotzdem aktiv beobachten und genießen kann. Viele Menschen mit Einschränkungen möchten brennend gerne selbst beobachten, haben allerdings wenig Hoffnung, dass sich ihr sehnlicher Wunsch erfüllt. In der Regel sind Sternwarten nicht barrierefrei, und ein Besuch ist meist gar nicht möglich.

Meine Kollegen und ich von den »Sternfreunden Erftstadt« haben auf dem Gelände des dortigen Umweltzentrums – etwas entfernt von starken Lichtquellen – eine Gerätehütte und viel ebene Fläche, auf der Teleskope aufgebaut werden können. Daneben sind für einen gelungenen Beobachtungsabend eine rollstuhlgerechte Toilette und ein Raum zum Aufwärmen sehr wichtig, der von den vielen an starker Kälteintoleranz leidenden Menschen mit Handicap genutzt werden kann. Beides steht uns zur Verfügung, und der Raum bietet zudem Gelegenheit für Vorträge.

Mit Dr. Wolfgang Mett haben wir einen ehemaligen Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in unserer Vereinigung. Er hat an der Raumsonde Galileo zur Erforschung des Jupiters und seiner Monde mitgearbeitet, und zwar an dem Helium-Wasserstoff-Sensor der Tochtersonde, welche mit einem Fallschirm in der Jupiteratmosphäre niederging und eine Stunde lang erfolgreich den Heliumgehalt der oberen Atmosphäre gemessen hat. So konnten wir bereits im letzten Jahr mit dem zusätzlichen Angebot der Nutzung unserer Instrumente einen sehr guten Vortrag von Dr. Mett über Jupiter genießen und allen Besuchern die Möglichkeit zur Beobachtung geben. Das Wetter hat leider nicht mitgespielt, so dass wir alternativ Teleskope und Optiken erklärt und mit einer Wärmebildkamera Aufnahmen gemacht haben. Die Resonanz bei den Teilnehmern – »Fußgängern« und Rollstuhlfahrern – war durchweg positiv mit dem Wunsch nach Fortsetzung dieser Angebote. Zwei solcher Aktionen haben bisher stattgefunden, weitere sollen folgen.

Wir wünschen uns, dass viele Vereinigungen nachziehen und ein wohlwollendes Augenmerk auf barrierefreies Beobachten legen. Weiteres über das Umweltzentrum und die »Sternfreunde Erftstadt« finden Sie unter suw.link/2410-SN1. Über einige der Herausforderungen von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen informiert die Webseite der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V.: www.dgm.org.

Gut zugänglich | Die ebene Fläche um die Gerätehütte und die befestigten Wege ermöglichen allen Interessierten einen Zugang zum Beobachtungsplatz – egal ob sie zu Fuß oder mit Hilfsmitteln unterwegs sind.

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